Spanien/Portugal 2014

 

"Ein Bayer, ein Berliner und ein Oldenburger..."


So oder so ähnlich könnte auch ein durchschnittlich gestrickter Witz in einer gemütlichen Fernsehzeitschrift beginnen, doch bei uns tritt dieses Trio tatsächlich an um mit ihren drei Deloreans einen Teil Europas zu umrunden und auf dieser Reise in 19 Tagen knapp 7000km hinter sich zu bringen.

Doch erst mal von Anfang an: Am Morgen des 5. August pünktlich um 08:00Uhr starteten der Oldenburger Andre, der Berliner Marco und der Bayer Wolfgang auf eine ungewöhnliche Reise. Am Vortag kam es noch zu einer kleinen "Irritation" im Bereich des Automatikgetriebes von dwt2. Kurze Erklärung: Die insgesamt 4 DMC12 dieser Reihe sind durchnummeriert und die Abkürzung dwt2 steht hausintern für den Delorean World Tour Wagen Nummer 2. Bei der letzten Probefahrt kam es zu einer Kraftschlussunterbrechung, was nach kurzer Diagnose auf ein unkontrolliertes Abfallen des Steuerdrucks zurückzuführen war. Von außen ist da auf die Schnelle nichts zu machen, also musste eine andere Lösung her: wir suchen uns mal schnell ein Automatikgetriebe. Da sich in unserem Fundus noch so ein paar DMC12 befinden wurden wir schnell fündig und holten unter den etwas irritierten und doch faszinierten Blicken der Teilnehmer einen Automatik Delo aus einem der Außenlager und die Jungs in der Werkstatt bauten "mal eben" die Getriebe um. Nach Fahrzeugverbringung, 2x Getriebeausbau, 1x Spülung, 1x Umbau Steuerelektronik und Kabelbaum, 1x Ersatz Wellendichtringe und Antriebswellenflansche, Neu Befüllung, Dichtheits- und Druckprüfung und insgesamt 6 Stunden später fuhr dwt2 wieder auf eigener Achse. Parallel noch fix den Klimakompressor getauscht, weil die Systemdrücke sich zu weit aus der Toleranz bewegten  und so war auch dieses Restrisiko getilgt. Was für ein Einstieg in diese Tour, genau die Welt des team-deloman! Die Zeit wurde von Andre und Marco genutzt, letzte Koordinaten zu ermitteln, die Navigationssysteme zu programmieren und die Tour im Geiste und virtuell am Bildschirm schon mal durchzugehen. Wolfgang war als Schrauber mal wieder ausschließlich mit der Technik der Fahrzeuge beschäftigt und gefahren wird wohin das Team uns führt. So waren die Aufgaben klar verteilt und Jeder kann sich auf den Anderen und seinen Einsatz um das Wohl der Tour voll verlassen. Die vorläufig letzten deloschraubertechnischen Kleinigkeiten dieses Abends erschöpften sich im Ersatz eines Bremslichtschalters und eines Blinkgebers.

 

Die drei Amigos

 
Als letzter offizieller Teil der Tourvorbereitungen dieses Tages war Kraftstoff fassen angesagt. Die World Tour Fahrzeuge nehmen insgesamt knapp 190 Liter bleifreien Sprit pro Wagen mit auf den Weg und auch der 70 Liter Flüssiggastank vom World Tour Proto wurde bis zum Stehkragen aufgefüllt. Naja, eine weitere „Kleinigkeit“ galt es vor Abreise noch zu erledigen: Da die vorangegangenen Wochen und Monate für Wolfgang quasi Tag und Nacht und Sonn- und Feiertags ausschließlich in der Werkstatt stattfanden, war es an der Zeit noch ein Versprechen seiner Tochter gegenüber einzulösen. Diese wollte während Papas Abwesenheit ihr Zimmer neu gestalten, was jedoch den Abbau der alten Möbel und Einrichtungsgegenstände erforderte. Somit hieß es: Delorean World Tour Team goes Akkuschrauber! Nachdem auch diese letzte Hürde vor der Tour erfolgreich und zur Zufriedenheit der Tochter genommen war, stand uns nichts mehr im Wege.
 

 

 

 
Treffpunkt Delo-Stüberl, 0800 Abfahrt

 
Dienstag früh war erst einmal Gepäck verstauen angesagt und es ist immer wieder faszinierend, was man alles in einen Delo packen kann. Neben all den Werkzeugen und Ersatzteilen, die bereits im Vorfeld  mit Bezeichnung und Lagerort in einer Liste erfasst wurden und ihren Platz in diversen Hohlräumen und Randbereichen gefunden haben, hat jeder World Tour Delorean Lenker den gesamten Raum hinter den Sitzen für sein persönliches Gepäck zur Verfügung. Auch Beifahrersitz und Fußraum rechts können genutzt werden. Andre hat sich für eine wasserdichte und extrem robuste große 2-Henkel Outdoor Tasche entschieden, Marco reiste mit handelsüblichen Sporttaschen und Wolfgang nutzte einen großen Rucksack, der über die ganze Länge zu öffnen war und somit übersichtlichen Zugang zum Inhalt erlaubte. So konnten auch hier die Vor- und Nachteile der einzelnen Konzepte verglichen werden um letztendlich eine optimalen Lösung für die nächsten Reisen zu finden.

 




Pünktlich um 8 Uhr startete die Truppe in Richtung erstes Tagesziel Luzern in der Schweiz. Knapp 400 Kilometer lagen vor uns und trotz all der Tests und Probefahrten und Wolfgangs Wissen um jede Schraube an den Autos, war es für uns alle spannend und irgendwie aufregend, die drei DMC12 erstmals gemeinsam zu bewegen. Für unterwegs verabredeten wir uns noch mit Jaro und Judith, Deloreaner aus der Nähe von St. Gallen und auf einer Rastanlage bei Will im Kanton Zürich kam es so zur ersten „Begegnung“. Begegnungen sind es auch, die neben der Herausforderung, die Fahrzeuge sicher und wohl behalten durch die Tour zu bringen, als Hauptziel der Reise anzusehen sind. Auf unseren Fahrzeugen ist neben dem Delorean World Tour Logo auch immer der Leitsatz „worldwide encounters“, weltweite Begegnungen, zu lesen und es ist unglaublich, wie diese Mission, mit den Fahrzeugen als Einstiegswerkzeug in ein Gespräch, umzusetzen ist. Kein Parkplatz, keine Tankstelle und kaum eine Hotelgarage ohne nette Gespräche, Fotoaktionen mit bis dahin wildfremden Menschen an den Fahrzeugen und aus Ermangelung von Sprachkenntnissen auch schon mal Kommunikation mit Gesten, Blicken, Händen und Füßen.

 

 

erste Begegnung mit einem befreundeten schweizer Deloreaner


Weiter ging die wilde Fahrt, nun zu Viert und das Ziel Verkehrshaus der Schweiz, Luzern rückte näher. Deloreaner Jöran, der im Schweizer Zug beheimatet ist, hat unseren Kontakt zum Verkehrshaus weitergeführt und die Modalitäten für den Aufenthalt vor Ort mit den zuständigen Stellen geregelt. Hier gleich ein dickes Dankeschön für die positive Unterstützung und das freundliche Entgegenkommen des Leiters Ausstellung und Sammlung, Herr Geissmann. Die Meldung „wir fahren mit den Delos durch den Haupteingang in die Arena“ erschuf erst einmal Fragezeichen in unseren Gedanken, doch als wir vor Ort waren, traf es genau so ein wie es klang. Es wurde ein großes gläsernes Tor unmittelbar neben dem Eingang für die standardmäßig zu Fuß laufenden Besucher geöffnet und wir fuhren durch die Eingangshalle, zwischen den Menschen, vorbei an den Kassenhäuschen, auf die innere Ausstellungsfläche, der sog. Arena vom Verkehrshaus, dem größten und umfangreichsten Technik und Mobilitätsmuseum der Eidgenossen. „Surreal war gestern, heute ist krass am Start“. Auf der Fläche der Arena stand u.a. eine alte SWISS AIR Maschine und unter deren ausgebreiteten Flügeln waren bereits das irische Geflügel von Jöran und Giusi, der nebst Ehefrau Patricia aus dem Kanton Zürich angereist war, platziert. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im museumseigenen Restaurant „Piccard“, das seine Gäste in entspannter Atmosphäre mit feinen lokalen und auch internationalen Genüssen verwöhnt, ging es frisch gestärkt auch schon wieder weiter. Leider gab es keine Gelegenheit das Verkehrshaus intensiver zu durchwandern, doch hat der erste Eindruck schon genügt um für die Zukunft einen längeren Aufenthalt in Luzern zu planen.

 

Luzern

 

 

 

Bei der Ausfahrt aus der Arena, wieder durch die Besucher und wieder durch den Haupteingang, war in den Gesichtern die wohl gleiche Faszination und Irritation zu sehen, die wir bei Einfahrt ausgestrahlt haben müssen. Sechs Deloreans in einer Reihe, mitten zwischen den Besuchern, das war augenscheinlich für einige Besucher sehr unglaublich, was mit wirren Blicken, Beifall und Daumen-hoch Bekundungen glaubhaft vermittelt wurde.

 

 

Wir hatten für diesen Tag noch weitere knapp 400 Kilometer auf dem Plan und es galt sich aus der Schweiz in Richtung Frankreich zu verabschieden. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei, die Strecke war frei und vorwärts ging die wilde Fahrt!

 

Next Step: Lyon

 
Für Lyon hatten wir uns mit Anthony, erstes offizielles und mit Teamjacke ausgestattetes Ehrenmitglied des Delorean World Tour Team, in dessen Stammlokal „Tommy´s Diner“ verabredet. Bei Ankunft in der stark befahrenen und noch stärker beparkten Straße vor dem Gebäude stellte sich die Frage nach einer Abstellmöglichkeit für unsere Vehikel, doch hatte Anthony im Vorfeld versichert: no problem, no problem. Nach kurzer telefonischer Ansage unserer Ankunft sprang Régis Navarro, seines Zeichens Inhaber und Leib- und Seele Betreiber des Diner, auf die Straße und deutete uns doch über den Gehweg an ein Tor neben seinem Laden zu fahren. Gesagt, getan. Trotz der verwirrten Blicke einiger Personen, die an den Tischen benachbarter Restaurants saßen, an denen wir nur im Zentimeterabstand mit den Delos vorbei fuhren, haben wir unser vorletztes Tagesziel für diesen Tag sicher erreicht und nach Öffnen des Tores bot sich uns ein Blick auf das Hippodrom von Lyon. Tommy´s Diner liegt unmittelbar am Rande der Pferderennbahn und wir durften unsere Fahrzeuge auf einer Sandfläche neben der Terrasse platzieren.

 

Lyon

 

 

Im Laufe des Abends sollten sich hier noch weitere drei Deloreans mit französischen Zulassungen dazu gesellen und somit wurde auch hier die Idee der „worldwide encounters“ voll umgesetzt. Es gab leckere Burger und nette Gespräche und auf den überall im Diner verteilten Bildschirmen liefen die Folgen von „BACK TO THE FUTURE“ rauf und runter. So haben wir wohl neben den eh schon Deloreanverrückten auch noch alle weiteren Gäste des Hauses irgendwie erreicht und die Begeisterung um unsere Autos blieb ungebrochen.

 

 

Nach dem reichen Abendmahl im US Style fuhren wir zu Anthony, verstauten die Fahrzeuge auf dessen Grund und Boden und schlugen unser Zeltlager auf. Erinnerungen wurden wach, denn im Vorjahr hatten wir die letzte Nacht der Tour in Anthonys Garten verbracht und so entstand ein Gefühl wie „back again“. Das sollte für diese Reise auch unsere einzige Nacht mit Schlafsack, Isomatte und Zelt bleiben.

Bei dwt2 kam es im Laufe des Nachmittags zu einem hörbaren Klappern aus dem Bereich der Zylinderköpfe und wir haben hier nach dem „gemütlichen Teil“ des Abends erst einmal etwas Diagnose betrieben. Ventildeckel runter, Sichtkontrolle aller Bauteile, Erkenntnis: Nockenwelle rechts und 2 Kipphebel eingelaufen. Hmmm, okay. Erster Tag, erster Abend, erster Schaden. Erste Desillusion? Quatsch. Wir hatten noch etwas über 6000 Kilometer vor uns und wegen so ein bisschen Geklapper wollten wir uns in keiner Weise bremsen lassen. Also: Ärmel hoch gekrempelt, Ventilspiel berichtigt, dank Anthonys Motorenölbevorratung gleich noch Öl- und Ölfilterwechsel durchgeführt und irgendwann um 2 Uhr morgens fand dann auch dieser Tag sein Ende.  

 

 

In den letzten Tagen unserer Reise sollten wir noch einmal mit Anthony zusammen treffen und dann von Delorean Besitzer Fabien erfahren, der den Abend in Lyon auch mit uns verbracht hat und mit seinem Automatik Delorean immer nur maximal 30 Kilometer am Stück fuhr. Fabien zeigte sich in Anbetracht der von uns zurückgelegten Strecken doch sehr beeindruckt und informierte sich bei uns umfassend über Art und Funktionsweise der Getriebekühlung. Von Anthony erführen wir dann, dass Fabien auch bei seinem DMC12 nun ein System ähnlich dem Unseren verbaute und erstmals eine längere Strecke gefahren sei. So haben wir zu guter Letzt auch hier eine kleine Mission erfüllt und einem Delofahrer seinen Horizont um ein paar Kilometer erweitert. Bon nuit!

 

 

 

Einmal quer durch Frankreich


Am Morgen des zweiten Tour Tages brachen wir die Zelte ab und starteten wieder pünktlich um 8 Uhr, allerdings erst, nachdem wir das schon legendäre Französische Frühstück von Anthonys Nachbarin Madame Thibault genossen haben. Die ältere Dame reichte, wie schon letztes Jahr, französischen Kaffee und frische Croissants auf der Mauer zwischen den Grundstücken und so startete der Tag typisch Französisch. Um die Ecke gab es eine Tankstelle, die auch Flüssiggas im Angebot hatte und so konnten wir alle drei Fahrzeuge wieder bis Oberkante Einfüllstützen voll, und für die nächste Etappe bereit machen. Diese führte uns auf direktem Wege in Richtung Spanien und nach etwa 750 Kilometer französischer Autobahnen an unser Tagesziel, das in der historischen Provinz Aquitanien gelegene „Motel des Landes“ in Benesse-Maremne.

 

 Bénesse-Maremne

 

 

Von hier aus sind es nur noch etwa über 50 Kilometer bis Spanien, dem eigentlichen Ziel unserer „Viaja a España” . Technisch liefen die Fahrzeuge auch heute wieder alle einwandfrei und dass Geklapper am Ventiltrieb von dwt2 hat sich nicht verändert. Wir führen wie jeden Abend auch heute den täglichen Routinecheck der Fahrzeuge durch. Dazu gehört die Kontrolle der Flüssigkeitsstände von Motor und Kühlsystem, Prüfung aller sichtbaren Komponenten auf Lage und festen Sitz, dazu noch alle 2000km abschmieren der Vorderachsgelenke. Andre erkannte an dwt1 leichte Kühlmittelspuren im Motorraum hinten links, die auf eine kleine Undichtheit an einem Kühlmittelrohr zurückzuführen waren. Diese konnte mit Eigenmitteln aus der „Hausapotheke“ (ein Stück Schlauch und 2 Schellen) unkompliziert behoben werden und hatte auf die weitere Reise keinen Einfluss. Außerdem war am dwt1 die linke Seitenscheibe aus ihrer Führung gewandert, doch da die Freuden des Tages eingeteilt gehören, sollte das ein Genußschrauberhäppchen für nach dem Abendessen werden. Das Motel war supermodern rationell geplant und geschnitten und im Restaurant der Anlage gab es dann eine kulinarische Überraschung. Auf den ersten Blick sah der Laden eher steril und nach „einmal Bier und Pommes aus´m Automaten“ aus, doch versprach die auf eine große Tafel handgeschriebene Speisekarte durchaus größere Freuden. Letztendlich hatten wir auch an diesem Abend wieder die Bäuche voller feinster Leckereien und Frankreich wird in unseren Augen und Gaumen und Mägen dem Image als Land der Gourmets vollends gerecht. Noch die Seitenscheibe raus, Führungen justiert und so konnte auch der Schrauber zufrieden schlafen gehen.

 

 

 

 Ab nach Spanien!
 

Auch das Frühstück lief sehr rationell und strukturiert ab und was man brauchte war da und was nicht da war brauchte man auch nicht. So starteten wir frisch gestärkt und frohen Mutes auf die nächste Etappe unserer Rundfahrt nach España. 50 Kilometer bis zur Ende Frankreich und etwa 200 Kilometer nach dem Grenzübertritt, der dank EU nur noch durch ein paar Schilder am Wegesrand erkennbar ist, hatten wir unseren Erstkontakt mit dem offenen Meer zu unserer Rechten. Der Golf von Biskaya zeigte sich bei strahlendem Sonnenschein in tiefem blau und die Begeisterung ob dieser wundervollen Farbkomposition der Natur lies uns für eine Pause an der Kante zum Meer inne halten und einfach den Moment und den Eindruck der Endlosigkeit dieses Wassers genießen. So wunderbar der Moment auch war, an dieser Stelle war der erste Eintrag in die Minus-Liste der Reise fällig. Wolfgang, bekannt für seine Vorliebe besondere Motive in ungewohnten Winkeln und manchmal auch an seltsamen Orten einzufangen, kletterte einen steilen Hang hinauf und schoss von da oben einige sehr schöne Bilder. Als er, durchaus zufrieden mit den Ergebnissen, wieder unten angekommen war, fehlte ein Teil der Armbanduhr. Sollte nun zufällig jemand diese Zeilen lesen und einen Taucherring für eine Chronosport Sea Quartz 30 aus dem späten 70ern oder auch einen vollständigen Zeitmesser dieser Bauart verfügbar haben, das Delorean World Tour Team wäre interessiert! Ohne auf das Ende der Reise umfangreich vorgreifen zu wollen sei hier kurz erwähnt, dass unsere Verlustliste keine weiteren Einträge mehr erhielt, also alles gut. Und auch ohne Taucherring waren wir glücklich und dankbar, diesen Moment und Ausblick gemeinsam erleben zu dürfen und die ersten etwa 1800km ohne ernstzunehmende Sorgen und Nöte hinter uns gebracht zu haben. Okay, jetzt aber genug der Romantik. Ölstand geprüft, weiter geht’s, denn wir sind hier schließlich nicht zum Spaß!

 

Espana

 

Beim ersten Tankstop in Spanien haben wir ob der über 100 Liter pro Delo einen verwirrten Tankwart zurückgelassen.

 

 Erstkontakt mit den tiefblauen Wassern der Biskaya.

 

Unser heutiges Tagesziel, das auf den ersten Blick etwas vereinsamt wirkende Hotel Villamaria in Revilla de Camargo, gelegen in der autonomen Gemeinschaft Kantabrien, direkt neben Santander, der Hauptstadt Kantabriens, wurde bald darauf erreicht und das freundlich angelegte Haus und die klassisch mit viel dunklem Holz vertäfelten Zimmer luden ein, das bislang angehäufte Schlafdefizit in Form einer Siesta etwas auszugleichen. Nach der Pause verabredeten wir uns für den frühen Abend bei den Fahrzeugen um dann gemeinsam die tägliche kleine Wartung und das abschmieren der Gelenke durchzuführen. Innerhalb dieser Stunden füllten sich Parkplatz und Restaurant nebst Terrasse und unsere Bleibe schien ein beliebter Treffpunkt für die hiesige Bevölkerung zu sein. Der Check an unseren Fahrzeugen war somit mit zahllosen, über die Sprachbarrieren hinausgehende, Frage-Antwort Dialogen gespickt und es machte uns und auch den Leuten von Revilla großen Spaß das Thema Delorean intensiv zu erörtern und am Ende des Abends mindestens ein Foto für das Familienalbum mit nach Hause zu nehmen.

 

 

Einer unserer neuen Parkplatzbekanntschaften war Eduardo Fernandez, pensionierter Testpilot der spanischen Luftwaffe Ejército del Aire. Er sprach fliesend englisch und aufgrund eines berufsbedingten früheren Aufenthalts in Deutschland, auch ein paar Wörter unserer Muttersprachen und war offensichtlich ein Autonarr sonders Gleichen. Wobei die hier bewusst in Mehrzahl genannten Muttersprachen bei unserem Trio Bayer – Berliner – Oldenburger, wohl so manchen Germanisten in den Freitod oder wenigsten in den sicheren Wahnsinn getrieben hätte. Eduardo erzählte von den Boliden die er fährt, einem 964er Carrera 2, einem Maserati 3200GT und dem Lamborghini Diablo, in den er gerade eine pneumatische Türöffnungs- und Schließanlage einbauen möchte. Alles ziemlich schräg und lustig und in Anbetracht der tristen und wirtschaftlich eher schwach belegten Region fast schon unglaublich was da zu hören war. Nach Abschluss unserer Arbeiten berichtete Eduardo von einem sehr speziellen Reinigungsmittel für Edelstahloberflächen, das wir UNBEDINGT ausprobieren müssen. Er hat davon einen ganzen Container in seiner nur wenige Autominuten entfernten Firma und möchte uns unbedingt einen Liter davon abfüllen und mitgeben. Nach kurzem hin und her saß Wolfgang dann bei Eduardo in dessen VW Bus und die zwei düsten vom Hof in Richtung Gewerbegebiet. Wolfgang erinnert sich:

Nach einer nur 5-minütigen Autofahrt sind wir bei „Transsantander Revilla“ angekommen. Es handelte sich bei Eduardos Firma um einen größeren Entsorgungsbetrieb mit Spezialisierung auf Trennung und Verwertung von Bauschutt und auf dem Hof standen etliche LKW und zahllose Schuttcontainer und Mulden. Im Zentrum des Geländes befinden sich mehrere Hallen und wir kamen durch einen kleinen Seiteneingang am erst bellenden, aber dann doch sehr verschmusten deutschen Schäferhund vorbei, in die größte der Hallen, ihres Zeichens erbaut im Stil eines Flugzeughangars. Neben einem gigantischen Krangerätemaschinendings, dessen genaue Bestimmung nicht klar erkennbar war, stand an einer Seite des mit Ziegelmauerwerk hochgezogenen Gebäudes irgendwie etwas unstrukturiert im Raum, eine Hebebühne. Die Bühne wirkte so, als habe man irgendwann eine Fläche gesucht und dieser Platz war zufällig frei. Also hingedübelt das Teil und gut. Stromversorgung via Kabeltrommel und die Sache läuft. Auf der Bühne stand er nun der Diablo. In knallgelb und mit abgebauter Nase. Die Vorbereitungen für den Einbau der zusätzlichen Pneumatik sind getroffen und das was da reingebaut werden soll, sah wirklich sehr professionell aus. Im hinteren Bereich des Hangars dann der 964er gleich neben dem Maserati. Ein echt Verrückter der Eduardo, doch passt das perfekt in unser Universum. Nach etlichen hydraulik- benzin- und pneumatiklastigen Gesprächen wurde noch der Liter VA Reiniger abgefüllt und der Rückweg angetreten. Einmal um die Halle herumgefahren und da fiel ihm noch ein, dass in einer anderen Halle, fern ab von der ersten noch ein paar Fahrzeuge stehen müssten, darunter ein sehr seltener Wagen aus spanischer Produktion, ein Hispano-Alemán Mallorca, der optisch sehr dem Lotus Super Seven ähnelt, jedoch in den 70ern mit einem Fiat Triebwerk und auch sonst wild ausgewählten Komponenten aus südländischen Großserienregalen der damaligen Zeit aufgebaut wurde. Dort noch eine Montessa Cross Maschine, ein moderner Buggy, diverse Kleinmotorräder und als einziges Fahrzeug, dass unter einer vom Staub der Bauschuttzerteilungsanlage schützenden Plane stand, eine Honda Gold Wing, wohl das Lieblingsstück des etwa 60 jährigen Self Made Man. 

Nach einer guten Stunde war der Ausflug in Eduardos Welt vorbei und mit einem Liter Superduperspezialedelstahlreiniger und zahllosen genialen Eindrücken später war Wolfgang zurück am Hotel, wo Andre und Marco sich bereits Sorgen um den Verbleib ihres Mechanikers machten und das Abendessen konnte beginnen. Hier hat Eduardo als Stammgast des Hotelrestaurants und ortskundiger kulinarischer Berater die Auswahl der Speisen für uns erledigt und so kam es einmal mehr zu einem außerordentlich leckeren und über die Maßen opulenten Abendmahl. Nachdem der Tag sich zu fortgeschrittener Stunde dem Ende entgegen neigte und Eduardo sich verabschiedete, landete er noch den letzten Coup dieses Tages, indem er heimlich unser aller Zeche übernahm. Muy Gracias Eduardo!
 

 

Wir pilgern weiter…

 

 

 Santiago de Compostela, wohl weltweit jedem als DER  Wallfahrtsort gläubiger Christen und Jakobsweg Pilger schlechthin bekannt, wurde als nächstes Tagesziel im Navi angezeigt. Wenn unser Ansinnen, Spanien nebst Portugal zu umrunden, auf den ersten Blick keinen besonders spirituellen Charakter zeigt, so hat man als Deloreanlenker schon immer irgendwie eine Mission und ein Botschaft im Gepäck. Als Ambassador für all die Edelstahl- und Filmverliebten dieses Universums und mit der Gabe der Welt die Begegnung mit dem Delorean DMC12 live zu ermöglichen lebt es sich fernab von Glaubensdiskussionen sehr entspannt und der hochgereckte Daumen dient uns als Symbol.

 

Santiago de Compostela

 

 

In Santiago und Umgebung findet sich die Jakobs- oder auch Pilgermuschel an den verschiedensten Stellen.

Der Erleuchtung näher kam auch Marco bei einem Wendemanöver in Teo, Galicien.

 

Glaube hin, Religion her, wir waren hier nur auf Durchreise und kamen gegen Nachmittag nach insgesamt etwa 500 Kilometer Tagesfahrleistung sicher und zufrieden in dem nach der Beschreibung zu urteilen etwas esoterisch angehauchten Hotel Albeitaria in Teo nahe Santiago an. Die Einfahrt zu dem sehr modern und mit klaren Linien gezeichnetem Haus war leicht versteckt und Marco ist knapp daran vorbei, was ihm ein kurzes Wendemanöver einbrachte. So kam es auch zum ersten deutlich erkennbaren Verlust der Haftung zwischen Fahrzeug und Fahrbahn, als ein Hinterrad in einem eingewachsenen Graben verschwand und die Nase des Delo so in Richtung Himmel zeigte. Ein paar Fotos und blöde Kommentare später war der Wagen wieder schadlos geborgen und wir bezogen Quartier in dem kleinen, aber feinen Haus. Nicht zuletzt an der Ausstattung der Zimmer war schnell erkennbar, dass hier jemand mit sehr viel Herz und Liebe gearbeitet hat. Jeder Raum hatte seine eigene farbliche Note, die sich von den Fliesen im Badezimmer über Stilelemente der Möblierung bis zum Namen der Zimmer durchzog. Die Wandflächen der Schlafräume waren mit Holz vertäfelt und sowohl Schränke als auch die Tür zum Badezimmer waren in diese Vertäfelung integriert. Über der in farbigen Fliesen eingefassten Badewanne  war eine quadratische Dusche in die Decke eingelassen und man fühlte sich unter ihr wie in einem warmen Regen. Wohlfühlfaktor: ziemlich hoch! Unser Herbergsvater, seines Zeichens studierter und diplomierter Architekt und auch Handwerker im eigenen Haus mit guten Deutschkenntnissen, hat das Hotel am Fuße des familieneigenen Weinbergs erbaut und sich damit wohl seinen Traum erfüllt. Sehr geile Hütte! 

 

 

 

Für unser Abendessen stellte sich die Frage nach Fisch oder Fleisch und da wir den Weg zu Fuß machen wollten, entschieden wir nach der Entfernung zum Lokal. Unser Hotelier und Multifunktionsansprechpartner erklärte uns den Weg zum Cafe a-senra, das liegt nur 500 Meter die Straße runter, es gäbe dort Fleisch und man könne da schon hingehen und satt werden. Gesagt, getan und wir 3 Amigos trabten los in Richtung Futterbude. Nach der erklärten Distanz standen wir nun vor dem Lokal, in dem am frühen Abend ausschließlich ein paar Einheimische ihr Bierchen oder auch einen Café  zu sich nahmen und mit ihren Notebooks das free Wifi nutzten  und der Laden sah mehr nach Pilskneipe, wie nach Abendessen aus. Doch fanden wir im hinteren Teil des Lokals einen kleinen Tisch und irgendwie würden wir auch hier wieder satt werden. Ein junger Kellner kam, uns umgehend als nicht-Einheimische erkennend und kommunizierte zu uns auf Englisch, was uns im ersten Schritt zu einer Runde Getränke verhalf und dazu legte er Speisekarten an den Tisch. Hier begann der Abend nun langsam interessant zu werden, denn in spanischen Speisekarten ist für gewöhnlich irgendetwas und sei es nur ein Gericht anhand des Namens auch für uns ahnungslose Nichtspanier identifizierbar, doch hier war nicht ein Wort auch nur annähernd mit etwas ess- oder trinkbarem in Verbindung zu bringen. Des Rätsels Lösung lieferte unser englisch sprechender Spanier, der nämlich gar kein Spanier war. Naja, laut Ausweispapiere war er das bestimmt, doch liegt Teo in der autonomen Region Galicien und hier spricht und schreibt man galicisch. „Again what learnd“ haben wir uns gedacht und unsere Bestellung dann mehr oder weniger dem freundlichen jungen Kellner überlassen. Einzig die Farbe des Fleisches, rot oder weiß, wurde gewählt und alles Weitere konnte unter dem Überbegriff Überraschungsei eingeordnet werden. Doch wie auch im richtigen Leben, kann so ein kulinarisches Überraschungsei wirklich geniale und in unserem Fall außerordentlich schmackhafte Leckereien der lokalen Küche beinhalten. Was haben wir geschlemmt! Von den Vorspeisen über die Fleischsorten, egal ob rot, ob weiß, durch die Auswahl an Beilagen und den vom freundlichen Kellner unseres Vertrauens gewählten galicischen Rotwein bis zur auf Sternekoch Niveau angerichtete Nachspeise war jeder Gang ein Explosion der Genüsse in der Gaumenregion. Am Nebentisch hat sich im Laufe des Abends eine über mindestens 3 Generationen ausgedehnte Familie platziert und in Mitten deren Tisch stand, so seltsam und unglaublich das auch klingt, senkrecht ein Säbel, daran verschiedenste Fleischsorten aufgespießt. Was für ein Laden! So konnten wir auch diesen Tag unter der Rubrik SAUGENIAL zum Ende bringen und die 500 Meter zum Hotel haben in Anbetracht der Speisefolgen wenigstens dem Gewissen gut getan. Um die zu viel aufgenommenen Kalorien abzubauen, wären wir wohl besser in die Kathedrale von Santiago und zurück gelaufen, doch wollten wir ja nicht übertreiben.

 

 

 

Da dwt2 nach wie vor permanent durch das Klappern der Ventile akustisch auf den verschleißträchtigen Lauf einzelner Motorkomponenten hinwies, war es wieder einmal Zeit für einen Ölwechsel. Die telefonische Recherche des Hoteliers bei Werkstätten in der näheren Umgebung hatte am Vortag jedoch nichts ergeben und wir hätten frühestens am späteren Nachmittag einen Termin erhalten. Da wir jedoch Öl dabei hatten und der Hotelier ein außerordentlich unkomplizierter Zeitgenosse war, fand sich in der Waschküche eine leere Plastikwanne mit etwa 10 Liter Fassungsvermögen und irgendwoher brachte er uns einen leeren 8 Liter Mineralwasserkanister um das Altöl aufzubewahren. Die Entsorgung wollte er dann in seiner angestammten Werkstatt erledigen. Somit haben wir mal eben früh Morgens in der Tiefgarage eines energetisch einwandfrei konzipierten Wellnesshauses einen Ölwechsel durchgeführt. Hatten wir noch nie, hat aber ohne eine Sauerei oder auch nur einen Tropfen Altöl unkontrolliert zu vergießen einwandfrei geklappt. Gelernt ist gelernt.

 

Portugal, wir kommen!

 

Am heutigen 5. Tag unserer Reise galt es nun die Grenze nach Portugal zu überschreiten. Überfahren. Überrollen? Ach egal, wir wollten da hin und gut. Nach 120 Kilometern waren wir also das Ende Spaniens angelangt und weitere 120 Kilometer später erreichten wir Porto, wo die weltbesten Portugalbegleiter Margit und Roland uns bereits am Forte de São Francisco Xavier, auch genannt Castelo do Queijo, erwarteten.

 

Roads? Where we go we don´t need roads! (GARMIN don´t like Portugal)

 

Porto

 

Auch in Porto boten sich uns und denen die uns sahen viele Gelegenheiten Bilder mit nach Hause zu nehmen.

 


Nach einem herzlichen Hallo und ein paar Fotos am Reiterdenkmal machten wir uns erst am Meer und dann am Ufer des Flusses Douro entlang auf den Weg in die Innenstadt von Porto. Die Fahrzeuge geparkt und auf ging es zu Fuß in Richtung Zentrum. An Porto fielen uns bereits bei der Fahrt am Fluss entlang als Erstes die mit Annäherung an den Stadtkern zunehmend enger und ineinander gebauten zahllosen kleinen Häuschen auf, deren Zustand von supergepflegt bis total abgerissen Wand an Wand beschreiben lässt. Die Mehrzahl der Behausungen wirkte jedoch stark verlebt und dringend reparatur- und renovierungsbedürftig. Im Laufe des Tages wurde uns der Grund hierfür erläutert. Es wurde erklärt, dass es in Portugal nach Mietvertragsabschluss mit Privatleuten für Vermieter keine Möglichkeit der Mietpreiserhöhung gab. Somit hat ein Mieter auf Lebenszeit eine sichere Wohnung bei gleichbleibender Miete, der Vermieter jedoch keine Möglichkeit Geld für dringend benötigte Instandhaltungs- oder auch Sanierungsarbeiten einzunehmen. Also wird gewartet bis die Mieter aus eigenen Stücken gehen, oder die Natur ihren Lauf nimmt und das Mietverhältnis somit endet. Danach werden die Wohnungen und Häuschen zumeist in Eigentumswohnungen umfunktioniert und so hat auch Porto die Chance sein Stadtbild über die Jahre wieder in ein positiveres Licht zu rücken. Aktuell ist dort an vielen Ecken und Enden noch großer Handlungsspielraum gegeben.
 

Die von Gustav Eiffel geplante Brücke "Ponte Dom Luís I"

 

 


Auf dem Fußweg am Fluss entlang sahen wir dann zu unserer Rechten die über die Grenzen Portugals hinaus bekannte eiserne Brücke des Gustav Eiffel, der auch den namensgleichen Turm zu Paris entworfen hat. Die zum Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Eiffel Brücke "Ponte Dom Luís I" gehört zu den Wahrzeichen Portos, überspannt den Fluß Douro und verbindet Porto mit der Nachbarstadt Vila Nova de Gaia. Sie wurde 1996 als UNESCO Kulturerbe anerkannt und zählt wohl zu den meißt fotografierten Brücken Portugals. Am gegenüberliegenden Ufer des Douro liegen die großen und weltweit bekannten Portwein Kellereien, wie z.B. Sandeman, die über Jahrhunderte den Fluß als Transportweg für ihre Fässer nutzten. Heute liegen noch ein paar wenige mit Fässern beladene Schauboote vor Anker um einen kleinen Eindruck der vergangenen Tage zu vermitteln.

 

Neben mehreren großen Gotteshäusern zählen die mit blauen Bilderfliesen gekachelten Wände u.a. auch im Bahnhof von Porto, zu den typischen ortsüblichen architektonischen Merkmalen.

Die Bahnhofshalle von Porto


Da so ein Fußmarsch, so kurz er auch ausfallen mag, einen Deloreanfahrer hungrig werden lässt, ließen wir uns auf dem Praça da Ribeira, dem Ribeira Platz, vor einem kleinen Restaurant nieder. Wobei Restaurant hier die bauliche Ansicht nicht wirklich treffend beschreibt, denn es handelte sich lediglich um einen länglichen Raum, der nach hinten in ein Gebäude ging und dessen Grundfläche zu etwa 3/4 aus Küche und Anrichte bestand. Das Angebot an Fisch und Meeresfrüchten war laut Tafel am Eingang umfangreich und wir überließen unseren Portugalprofis die Auswahl der Gerichte. Etwas ungewohnt war es, an Tischen zu speisen, die einfach so an der Schräge des Hangs standen, ohne Wasserwaage und Lot, einfach so, wie die Fläche seit hunderten von Jahren eben war. Das hat den Spaßfaktor jedoch nur noch erhöht und auch hier standen wir mit vollem Bauch und breitem Grinsen ob der feinen Leckereien wieder auf und marschierten, von Roland angespornt, durch die hügelige Altstadt Portos. Es ist alles etwas enger, etwas knapper, etwas höher wie anders wo und auch in der Gestaltung der Fassaden, bei denen Fliesen und Kacheln eine große Rolle spielen, unterscheidet sich diese Stadt von allem was wir bis dahin gesehen haben. Auch der Hauptbahnhof mit der weltberühmten, mit Bildkacheln gefliesten Eingangshalle, lädt auf ein längeres Verweilen ein und es gibt in jeder Ecke etwas zu entdecken. Alles in allem ist Porto sehr charmant und trotz der immer wieder sichtbaren kariösen Bausubstanzen eine außerordentlich interessante und in ihrer Art wundervolle Stadt.

 

Aveiro

 

Bunte Häuse am Strand von Costa Nova bei Aveiro.

 

Wolken über Aveiro 

 


Aveiro und das Meer

 

Von Porto aus geht unsere Tour weiter an den Strand von Costa Nova bei Aveiro und nach dem Verstauen von Fahrzeugen und Gepäck ging es schnurstracks ans Meer. Füße rein, ´ne Runde schwimmen, abgehakt. Für den Abend war dann Spanferkelessen bei Carlos angesagt. Margit und Roland lebten für mehrere Jahre in Aveiro und die ganze Familie war voll in die dortige Ortsgemeinschaft integriert. Einmal mehr bestätigt sich, dass Sprache Brücken schlägt und so den Kontakt zu den Menschen und den Einstieg in eine bis dahin fremde Gesellschaft  erleichtert oder auch erst ermöglicht. Carlos betreibt einen kleinen Dorfladen mit Café und bis vor wenigen Jahren hat er in der im hinteren Gebäudeteil gelegenen großen Küche  für die gesamte Region um Aveiro Spanferkel zubereitet. Auch wenn er nun in Rente geht und wohl eigentlich keine Spanferkel mehr sehen kann, so hat er es sich nicht nehmen lassen für seine alten Nachbarn und Freunde und deren Gäste mit den seltsamen Autos den Grill noch einmal anzufeuern. Doch was so ein Portugiese ist, wird rund um so ein Spanferkel schon mal ein über die Maßen opulentes Abendmahl bereitet. In einem Kellergewölbe war die Tafel bereitet und neben Carlos und seiner Frau nahmen noch weitere Nachbarn und Freunde mit am Tisch Platz. Nach einem Gläschen Portwein startete unser Marathon durch die Gaumenfreuden Portugals. Alleine die Vorspeisen hätten in unseren Breitengraden bereits als vollwertiges Abendessen gegolten und dann waren da neben dem Spanferkel auch noch viele weitere regional typische Speisen an den Start gegangen. Den Schluss markierte eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Nachspeisen in kleinen Gläschen, wobei hier wohl mehr die Menge der Gläschen, nicht das reine Inhaltsvolumen entscheidend zur völligen Lähmung in der Magengegend beigetragen haben. Auch wenn wir als brave Gäste redlich bemüht waren von jedem angebotenen Gang ein Quäntchen zu probieren und uns das ob des feinen Geschmacks einer jeden Leckerei eine wahre Freude war, so war die Masse und Vielfalt zu groß um wirklich jeden Gang gebührend würdigen zu können. Carlos hat uns allen jedenfalls einen unvergesslichen und wohl sehr typisch portugiesischen Abend beschert und sich somit fest in unsere Erinnerungen gegrillt und gekocht.

 

Carlos erhält sich neben der Grillkunst auch eine seit jahrzehnten anhaltende mobile Leidenschaft in Form von zwei klassischen SACHS Racing Motorrädern, mit denen er bei passender Gelegenheit stilvoll über portugals Straßen heizt.

 

Freunde aus der Carlos Nachbarschaft beim Sit-in fürs Familienalbum



 

Am 6. Tag unserer Tour trafen wir uns früh morgens mit den Aveiroanern auf einen letzten gemeinsamen Café und dann ging die Reise weiter in Richtung Caramulo. Der auf etwa 800 Höhenmeter gelegene kleine 1000 Seelen Ort ist über eine herrlich grün eingewachsene Bergstraße mit gefühlten tausend tollen Kurven erreichbar und die zum Teil sehr starke Steigung verlangt den Maschinen einiges ab. Trotz Hitze, Volllast und wildem hin- und hergeschalte blieben alle Zeiger im grünen Bereich und die Fahrzeuge nahmen auch diese Belastung mit stoischer Gelassenheit hin. Der kleine Ort gab dem Berg auch seinen Namen Serra do Caramulo und dort angelangt findet man sich in einem kleinen aber feinen Städtchen wieder. Viel grün, viel Wald, freundliche Häuser mit schönen Gärten und mitten drin in einer parkähnlich angelegten Anlage steuern wir auf das Museu do Caramulo zu. Das Caramulo Museum beherbergt eine der wohl bedeutendsten Automobilsammlungen Portugals und einige Exponate dürften auch europa- und weltweite Wahrnehmung erfahren. Das private Automobilmuseum hat sich u.a. dem Rennsport verschrieben und neben einer Vielzahl an besonderen und geschichtsträchtigen bis auf die Vorkriegsära zurückgehender Fahrzeuge, auch eine Auswahl an Rennboliden vergangener Tage vom Mini Cooper bis zum 300SL Mercedes in den Hallen versammelt. Neben all den mobilen Denkmälern beherbergt das Museum auch eine umfassende Kunstsammlung mit Werken von Picasso, Chagall, Dali und weiteren bekannten Größen der malenden und bildenden Zunft.

 

Caramulo

 

Nach Baujahren sortiert und wie an einer Perlenkette aufgereit finden sich hier u.a auch die Karossen vergangener Staatsoberhäupter Portugals, dass noch bis 1974 von einer Diktatur regiert wurde.

 

Lamborghini Miura SV mit Klimaanlage. Äusserst rar.

 

Der BOSCH´ller im Gespräch und hinter ihm lauert die Vergangenheit in Form einer 1/87 Version eines Service Bulli.

 

 

Die Weiterfahrt führte über die andere Seite des Serra do Caramulo und unser nächstes Ziel Peniche war nach ungefähr 320 Kilometern Tagesfahrleistung bald erreicht. Für den Abend stand  ein Besuch in Óbidos, einer wundervoll auf einer Anhöhe gelegene Kleinstadt mit Burg und vollständig erhaltener Stadtmauer auf dem Plan. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die kleinen verwinkelten Gassen der in groben Teilen bereits seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Bausubstanz, fanden wir einen freien Tisch vor einem gut frequentierten Lokal und was soll ich schreiben, auch hier war es wieder von der Vorspeise bis zum Café ein Genuss und eine Freude die lokale Küche zu erleben.

 

 Tagesziel Peniche erreicht.

 

Óbidos

 

 


 

Grand Prix

 

Nächster Halt: Estoril. Die Strecke zwischen Peniche und Estoril, vorbei an den Palästen von Sintra, gehörte zu den schlechtesten, die wir bis dato auf der gesamten Tour erlebten. Schlagloch an Schlagloch, fehlende Asphaltdecken, Schotter, alles was das Testfahrerherz höher schlagen lässt. Hierbei ist der Tachoantrieb an Wolfgangs Proto wohl aufgrund der Trägheit seiner eigenen Masse bei einem besonders spannenden Schlagloch abgebrochen, doch ansonsten haben alle drei Delos die Tortur ohne erkennbare Folgeschäden souverän hinter sich gebracht. Die Kühlerlüfter von Andre hatten solch eine Freude an der Hitze, sie wollten nach dieser Strecke gleich gar nicht mehr ausgehen, was jedoch weniger mit der hier etwas kreativen portugiesischen Fahrbahngestaltung zu tun hatte, sondern durch ein verklebtes Relais veranlasst wurde. Das schadhafte Bauteil war dann auch gleich gegen ein neues BOSCH Relais aus unserem mitgeführten Teilebestand ersetzt und dann lief der gesamte Kühlerlüfterkrempempel fortan wie gewohnt unauffällig und fehlerfrei. So führte uns die Tour an die altehrwürdige Rennstrecke Circuito do Estoril, auf der von 1984 bis 1996 der große Preis von Portugal in der Formel 1 ausgetragen wurde und bis heute regelmäßig der Grand Prix von Portugal in der Motorrad Weltmeisterschaft und auch FIA GT Meisterschaftsläufe stattfinden. Formel 1 Teams nutzen die Strecke wegen des warmen Klimas Portugals in den Wintermonaten nach wie vor regelmäßig für Testläufe.

 

Estoril

 

Zwischenstop and der alten Grand Prix Strecke Cercuito do Estoril

 

Von Estoril ist es nur ein Katzensprung nach Lissabon, der pulsierenden Hauptstadt Portugals. Hier spürt man schon auf den ersten Metern nach der Stadtgrenze das Leben beben und es herrscht permanente Bewegung wohin man auch schaut. Geschichtsträchtige Bauten, zum Teil in ausgefallenen orientalischen Stil, neben stimmig arrangierter supermoderner Architektur und sehr viel Historie ist zu spüren beim Gang durch die Stadt. Lissabon lebt; spürbar, sichtbar, erlebbar. Den ersten kurzen Halt machten wir am "Torre de Belém". Der Turm direkt am Ufer des Flusses Tagus (Rio Tejo) mit Blick auf das offene Meer gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Lissabons und er begrüßt bereits seit dem 16. Jahrhundert als Leuchtturm die Entdecker und Handelsschiffe, die nach erfolgreicher Seereise in den Heimathafen zurückkehrten. In unmittelbarer Nähe steht auch das 1960 errichtete "Padrão dos Descobrimentos", das "Denkmal der Entdeckungen".

 

 

 

Lissabon

 

 

 Das martialisch wirkende im Jahr 1960 unter dem Diktat Salazars errichtete "Padrão dos Descobrimentos", das "Denkmal der Entdeckungen", steht am Ufer des Flusses Tejo und erinnerte an eine vergangene Ära Portugals.

 

 

Nach Ankunft im zentrumsnahmen Hotel, eines der wenigen mit Tiefgaragenstellplätzen ausgestatteten Häusern am Platz, zogen Margit, Roland und Marco erst einmal los um die Gegend zu erkunden. Andre und Wolfgang gingen ganz entspannt die tägliche Routinewartung an und  außer den erwähnten Relais- und Tachogeschichten gab es keine außerplanmäßigen Einträge in die Logbücher.
 

Am Abend trommelte Roland zur Stadtbesichtigung. Teil 1 führte uns vom Hotel am berühmten Eiffel Aufzug vorbei über die Schienentrassen der Zahnradbahn mehr oder weniger direkt in das „Hofbräuhaus Portugals“, der Cervejaria da Trindade, der Brauerei der Dreifaltigkeit, um dem, wie bereits bekannt, schnell entstehenden Hunger bei zu Fuß laufenden Deloreanlenkern entgegen zu wirken. In dem großen, mit Abbildungen der vier Elemente, der Jahreszeiten und mehreren freimaurerischen Motiven ausgekachelten Saal wird landestypische portugiesische Hausmannskost gereicht. Architektonisch sind die historischen Elemente in einen wunderbar stimmigen Einklang mit der modernen Architektur gebracht.

 

 

Schnitzel-Pommes sucht man hier vergebens und da wir uns ja in ortskundiger Obhut befanden, ließen wir zum Einklang eine von Roland komponierte Vorspeisenwelle über uns rollen und neben Bekanntem kam so auch völlig Neues und Ungeahntes auf den Teller. Besonders zu erwähnen seien hier die Percebes, die Entenmuschel, eine Krebstierart, die lauwarm serviert wird und ihren Namen aus dem altertümlichen Glauben bekam, Nonnengänse würden sich aus ihnen entwickeln. Irgendwie sehen die Teile auch aus wie Entenfüße, was ihrem Namen eine weitere Grundlage liefert. Irritierend an unserem Abendmahl waren einzig die Touristengruppen, die sich in unregelmäßigen Abständen zwischen den Tischen drängelten, Bilder der Wandvertäfelungen knipsten und genauso schnell wieder verschwanden, wie sie eingefallen waren. Wir waren jedenfalls mehr wie angenehm überrascht, denn die Cervejaria da Trindade ist trotz ihres Bekanntheitsgrades und der hohen Touristenfrequentierung ein sehr ursprünglich anmutendes Lokal mit feiner lokaler Küche, äußerst zuvorkommendem und aufmerksamem Personal und somit fast ein MUSS für jeden Lissabon Besucher.

 


 

 

Nun frisch gestärkt schlug Roland wieder die Trommel zu Teil 2 der Stadtbesichtigung und unser (Fuß)weg führte uns durch die Häuserschluchten Lissabons, vorbei an zahllosen freundlichen kleinen Läden und Lokalen und durch den Arco da Rua Augusta, auch genannt Arco do Triunfo (Triumph Bogen) direkt über den Praça do Comércio, den Platz des Handels an die Ufer des Tagus. Neben der stimmigen und gezielten Beleuchtung der altehrwürdigen Bauten sorgte der große Vollmond an diesem Abend für eine besondere Stimmung und die Seele lies sich hier gar wunderbar ins Baumeln versetzen. Zu unserer Rechten war der Blick frei auf die Ponte 25 de Abril, die mit ihren vielen Lichtern sehr an die Brooklyn Bridge erinnert und daneben sah man die hell erleuchtete Santuário Nacional de Cristo Rei, eine Christus Statue auf der gegenüberliegenden Flußseite.

 


Der Weg zurück war unterbrochen von einem kleinen Café und einer Einkehr im Hard Rock Cafe, damit unsere Töchter auch ihr obligatorisches T-Shirt bekommen. Es gibt so ein paar Regeln, die gilt es als braver Vater einzuhalten und eine davon lautet: laufe NIE an einem Hard Rock Cafe VORBEI, geh IMMER rein und kaufe ein T-SHIRT!


 

 

What a Bridge!

 

Das Gelände der Weltausstellung Expo98 bietet mit seinen zahllosen futuristischen Bauten eine Vielzahl an Motiven und Hintergründen.


Heute, am 8. Tag unserer wilden Fahrt besuchten wir noch kurz das Gelände der Weltausstellung Expo98 (Tageshighlight #1) mit seinen zahllosen futuristischen Bauten, die eine Vielzahl an Motiven und Hintergründen für ein paar Schnappschüsse boten und nach nur wenigen Kilometern kam es zu einem weiteren Höhepunkt der Reise (Tageshighlight #2). Wir überquerten den Fluss Tagus über die "Ponte Vasco da Gama" (Vasco-da-Gama-Brücke), die mit ihren 17.2 Kilometern seit 1998 den Titel als längste Brücke Europas inne hat und rechtzeitig zur Weltausstellung Expo98 erbaut wurde um die bereits bestehenden Brücken nachhaltig zu entlasten.

 

Über die 17,2 Kilometer lange "Ponte Vasco da Gama" ging die Reise weiter

 

 

 Diese spanischen Touristen sind uns über 20km gefolgt um ein Bild nebst Delo zu bekommen.

 

 

 

Nach weiteren 300 Kilometern über portugiesische Autobahnen und Landstraßen standen wir vor (Tageshighlight #3) Farol do Cabo de São Vicente, dem Leuchtturm am Cap St. Vincent, an der süd-westlichsten Spitze des europäischen Festlands. Die Fläche direkt an der Meereskante umweht ein salziger Wind und der Blick über das tiefblaue Wasser verliert sich in der Unendlichkeit. Ein Ort der trotz seiner augenscheinlichen Tristesse zum Verweilen einlädt. Nachdem wir unsere 3 Welt Tour Delos in eine fotografier freundliche Position gelenkt haben, kamen auch schon zahllose andere Besucher des letzten Zipfels Europas um mit und neben und bei und gerne auch in unserem im Sonnenlicht unwirklich schimmernden automobilen Geflügel Fotos zu machen um den Daheimgebliebenen einen Beweis für diese unglaubliche Begegnung der 3-fachen Art mit zu bringen. Drei Deloreans auf einem Haufen, drei Deloreans in Portugal. Einer der am häufigsten angewandte Satz war: „Einen zu sehen ist ja schon irre, aber drei auf einmal, dass glaubt mir niemand.“ Das hörten wir über die Reise verteilt auf Spanisch, portugiesisch, englisch, deutsch, galicisch, italienisch, bayrisch und in Sprachen, die uns bis dato gänzlich unbekannt waren. Andre hatte sich vor Ort gleich intensiv mit dem Besitzer einer der „rollfähigen Speiselokalen“ angefreundet, mit ihm und dessen Sohn Bilder nebst Delorean gemacht und vor deren „Lokal“ fanden wir dann neben fein frittiertem Backwerk auch eine Orangenzertrennundauspressundschalenentsorgungsmaschine. Das Teil war mechanisch so gewitzt gebaut, dass jeder von uns einen O-Saft bestellte, nicht weil jeder einen O-Saft wollte, doch waren die Bewegungsabläufe der Maschine einfach zu lustig.

 

Nette Gespräche, tolle Begegnungen, bleibende Eindrücke und so viel gute Laune. Was für eine geniale Reise!

 

Nach einem langen gemütlichen Aufenthalt und der Gelegenheit wohl einzigartige Bilder mit den Delos in dieser Landschaft zu schießen, machten wir uns auf die letzten 70 Kilometer dieses Tages und erreichten unser Quartier in Albufeira am frühen Abend, wo nach dem täglichen Routinecheck der Fahrzeuge und einer kurzen Erfrischungspause der Gang zum nächstgelegenen Speiselokal auf dem Plan stand. Heute mal ganz touristisch und in einem Haus mit mehrsprachigen Speisekarten. Doch selbst hier in einem eindeutig als Touristenlokal zu erkennendem Restaurant war die Speisekarte fast ausschließlich mit portugiesischen Leckereien gespickt, nur eben hier und heute auch in englischer Sprache übersetzt, zumindest dass was man übersetzen konnte. Einige einheimische Begriffe sind nicht übersetzbar, doch haben uns Margit und Roland wieder bei der Entscheidung über die Speisefolge kompetent zur Seite gestanden. Ach ja: das zählen der Highlights haben wir wieder eingestellt, weil jeder Kilometer auf dieser verrückten Reise so viele Höhepunkte zu bieten hatte, wer kommt da schon mit dem Zählen nach?


Das war nun der letzte unserer 4 Tage in Portugal und wenn man die Summe der Eindrücke und Erlebnisse mit der Zeit in Stunden in Einklang bringen möchte, könnte man beginnen an eine Krümmung im Raum-Zeit-Kontinuum oder auch den Flux-Kompensations-Effekt zu glauben. Margit und Roland haben uns durch ihre sehr enge und tiefe Verbundenheit zu Land und Leuten und dem Wissen über so viele portugiesische Rituale und Traditionen einmalige Einblicke in das Leben der Einheimischen gestattet.

 

 

 

early bird


„Der frühe Vogel fängt die Faust“ wurde einst ein Deloreaner aus Mönchengladbach rezitiert, doch war heute, am 9. Tag der Tour, um 5 Uhr die Nacht zu Ende und exakt eine Stunde später durchbrachen unsere Motoren die friedliche Stille des Hotelparkplatzes. Nach einem letzten Wink unserer Portugalbegleiter machten wir uns direkt auf den Weg in Richtung Spanien. An dieser Stelle sei nochmal erwähnt, dass es ein unschätzbarer Vorteil und Gewinn für uns war, zwei so engagierte und ortkundige Begleiter in Portugal bei uns zu wissen. So viel Landestypisches zu erfahren und zu erleben, war ein außerordentliches Vergnügen und ist wohl kaum zu toppen. Nochmal Danke Margit und Roland für Eure Zeit und Energie die ihr auf unsere Tour verwendet habt! Ihr seid definitiv die weltbesten Portugalbegleiter!

 


Die Fahrt in den Sonnenaufgang entlang an der Agarve Küste hatte etwas sehr inspirierendes und das Display im Navi versprach: 450km bis Gibraltar. Also weiter hart am Gas, raus aus Portugal, rein nach Spanien und einmal quer durch Andalusiens Süd-Westen auf direktem Weg nach Gibraltar. Die Landschaft bietet hier nicht viel Abwechslung, nur die immer wieder am Horizont erschienenen Armeen von Windmühlen hätten einen Don Quichotte wohl ziemlich aus der Fassung gebracht.

 

Auch für einen Don Quichotte brechen in Andalusien moderne Zeiten an.

 

 

Gibraltar

 


Und da lag er nun vor uns, der Felsen von Gibraltar, auch Affenfelsen genannt. Warum Affenfelsen? Die Legende besagt, dass die britische Herrschaft in Gibraltar beendet ist, sobald der letzte Affe den Felsen verlassen hat. Winston Churchill hat darum zu seiner Zeit robuste Berberaffen aus Marokko auf den Felsen umgesiedelt und Groß Britanien  ist den Folgen der Legende somit bis heute erfolgreich entgangen. Gibraltar bildet eine Halbinsel an der Stelle, an der sich Europa und Afrika am nächsten sind. Wohl mit dass Schrägste an Gibraltar ist die Ein- und Ausfahrt des sog. "britischen Überseegebiets", die über die Start- und Landebahn des dortigen Airports führt. Es gibt oberirdisch nur einen Weg hier rein und raus und der geht über das Rollfeld! Wenn gerade ein Flieger kommt, wird der Verkehr dies- und jenseits der Bahn gestoppt und auch große Vögel vom Kaliber eines Jumbo Jet donnern dann an den wartenden vorbei. Sowohl bei Ein- als auch bei Ausreise finden Grenzkontrollen statt, die sich bei uns zumindest auf dem Hinweg auf ein freundliches aber bestimmtes „go ahead“ beschränkten. Der Rückweg war dann schon etwas aufregender, als unsere krasse 3er Truppe von englischen Police Officers angehalten wurde. Grund der Kontrolle: "please can you make a U-turn and place the three cars side by side, that we can make some photos? We will block the traffic as long as it takes. Thank you." So haben wir auch der Exekutive Gibraltars an diesem Tag ein paar besondere Momente und Erinnerungen nicht zuletzt in Form von Handybildern geschenkt und das Ziel der Reise „worldwide encounters“ wurde einmal mehr erreicht. Gibraltar markierte auch rechnerisch etwa die Halbzeit unserer Reise. Ab hier und jetzt befanden wir uns quasi wieder auf dem Rückweg in die Heimat.

 

 

 

"Please can you make a u-turn and place the tbree cars side by side, that we can make some photos? We will block the traffic as long as it takes. Thank you."

 

 

Wir rollten weiter  in Richtung Tagesendziel und es war uns wegen der Nähe und des bekannten Namens auf den Hinweistafeln einen Versuch wert, von der Autobahn abzufahren und so an den Hafenbereich von Marbella zu gelangen. Doch ist die Verkehrsdichte in der kleinen Stadt außerordentlich hoch und wir zogen nach einer kurzen Irrfahrt durch die Einbahngässchen Marbellas, entsprechend unserer ursprünglichen Planung, direkt weiter nach Mijas bei Malaga, wo wir auch just in time eintrafen. Die direkte Anfahrt zu unserem Hotel führte über eine steile Straße in die Berge hinein und einmal mehr durften die Kühlsysteme für Motorenöl, Getriebeöl und Kraftstoff ihre Leistungsfähigkeit beweisen und einmal mehr blieben alle Zeiger stoisch im Normalbereich. Das Hotel verfügt neben einem großen Pool mit Meerblick auch über eine Parkgarage, wo unsere Kisten ein schattiges Plätzchen und wir Raum für die tägliche Wartung fanden. Alles gecheckt, alles in Ordnung. So macht das Delofahren Freude! Am Abend trafen wir uns zum Gang in den Ort um ein gemütliches Lokal für unser Abendessen auszumachen. Da Laufen den Deloreanlenker bekanntermaßen schnell hungrig werden lässt und Ortsbesichtigungen ohne kompetente Führung nicht sehr hoch in unserer Gunst standen,  haben wir auf einen längeren Fußmarsch verzichtet und uns unweit vom Hotel an einer gemütlichen Tapas Bar nach einem freien Tisch orientiert. Der freundliche Kellner erkannte uns als hungrige Touristen und wollte uns ein Haus weiter in das angrenzende Restaurant mit weißen Tischdeckchen, Silberbesteck und einer Unsumme verschiedener Gläser auf den Tischen führen. Wir, auf dem Absatz kehrt und zurück zum Tisch direkt vor der Bar. Keine Deckchen, keine 3 Gabeln pro Gedeck, kein Kristall und auch sonst nichts, was beim Abendessen stören könnte. Der Widerstand des Kellners war gebrochen und er gewährte uns den gewählten Platz. Erst mal 2 Bier und 1 Shandy (Wolfgang schmeckt, für einen Bayer eher ungewohnt, kein reines Bier, doch  gibt es überall auch Radler und in Spanien heißt das Gemisch mit Zitronenlimonade eben Mixta oder Shandy) und dann begann die Tapas Schlacht. Der spanische Kellner unseres Vertrauens kam mit der Zeit etwas außer Atem, denn drei hungrige Delolenker putzen ganz gut was weg. Außerdem sind wir ja die etwa 400 Meter vom Hotel in das Lokal zu Fuß gelaufen und wir kennen ja alle die vorher bereits im Text erwähnte Gleichung: Delofahrer + Fußmarsch = schnell viel Hunger. Nachdem das erste kleine Magenknurren per zahlloser Tappa Portiönchen gestillt war, musste jetzt was Richtiges auf den Teller. Hähnchen mit frittierten Kartoffeln und Salat wurde angeboten und als Nachspeise wählten wir: Tapas. Der Kellner war zwar zwischenzeitlich etwas gelassener, doch irgendwie war ihm anzusehen, dass ihm das Ganze doch unheimlich erschien. Diesen Eindruck vermittelte er übrigens bis wir das Lokal spät Abends verließen. Im Laufe des Abends füllte sich das Lokal und die Nebentische auch mit fast ausschließlich einheimischen Gästen und die Entscheidung auf diesen Tisch fern der Tischdeckchen und Besteckorgien zu bestehen hat sich als 100% richtig herausgestellt. Somit konnten wir auch diesen Tag wieder als etwas Besonderes und Geniales verbuchen und mit einem 3-fachen Daumen hoch bewerten. Ach ja, warum steht hier geschrieben: „frittierte Kartoffeln“ und nicht einfach Pommes? Ganz einfach, da eine bei uns landläufig übliche Pommes mit den gröber geschnittenen und sehr schmackhaften „Pommes“ hier nicht im Ansatz vergleichbar sind, wäre die schnöde Bezeichnung „Pommes“ einfach unwürdig. Die Lösung der Anspannung in den Augen des freundlichen Kellners war übrigens erst erkennbar, als wir nach der Verabschiedung die gegenüberliegende Straßenseite erreichten und somit für ihn keine potentielle Gefahr mehr darstellten.

 

 

 

So eine Reise ist schon eeeeeeeeecht aaaaaaaaaaaaanstreeeeengeeeeeend.....

 

 

 

 

 

 


Irish Mounties


Nach einem grundsoliden Frühstück starteten wir am 10. Tag zur nächsten Etappe und weiter ging die wilde Fahrt, vorbei an den Bergen der Sierra Nevada, einer außerordentlich reizvollen Strecke mit unterschiedlichen Landschaftsformen und –farben und bis Alicante sollten noch einige, fast schon surreale Bilder entstehen. Im Delo durch den Palmenwald ist zum Beispiel so ein Bild, das irgendwie unwirklich wirkt. Die Gegensätze zwischen den großen sattgrünen Palmen mit ihren dicken braunen Stämmen und den saftig fetten Blättern und dem Delorean, der in seiner Grundidee für solche Reisen und Ziele wohl nicht gedacht war. Wir werden Mike Loasby, ab 1979 Direktor für Entwicklung bei der damaligen Delorean Motor Cars Limited, eines dieser surrealen Bilder schicken, ob er darauf reagieren wird?

 

GIUGIARO Design im Paarlauf

 

Auf dem Weg nach Alicante wirkte die Umgebung durch die endlos erscheinenden Palmenheine und Plantagen schon fast afrikanisch. Surreal.

 

 

Alicante

 

Am Strand von Alicante.

 

Auch das gehört zu einer Reise: der gute alte MIELE Waschvollautomat für die angefallene Schmutzwäsche und Regen in Alicante. Uns wurde versichert, dass hätte es hier seit Monaten nicht gegeben, doch bringen wir mit den irischen Autos wohl das irische Wetter. In vielen Ländernder Welt könnte man mit diesem Konzept sicher viele Menschen glücklich machen! ...wir werden sehen.

 

 

Unser 10. Tagesziel Alicante war am frühen Nachmittag erreicht und Adrian, Initiator und Oberhäuptling des 1991 gegründeten Delorean Club Deutschland, erwartete uns am Hause seiner Eltern. Nach einem freundlichen Hallo und einem kleinen Umtrunk wurden erst einmal die zwei MIELE Waschmaschinen aus unverkennbar deutscher Herkunft angeworfen und Adrians Mutter brachte unsere bis dahin angefallene Wäsche wieder auf Vordermann. Wass´n Service! Die Wahlspanier waren so freundlich uns Zimmer in ihrem großen Haus zur Verfügung zu stellen und neben den Waschvollautomaten konnten wir auch Pool, Kühlschrank und dessen reichen Inhalt nutzen. Für den Nachmittag war dann Ölwechselaktion geplant. dwt1 hatte einen brandneuen Motor, dwt2 sein Geklacker und beim Proto schadet, ob der Belastungen der letzten Tage, ein Schmierstoffwechsel auch nicht. Adrian hatte im Vorfeld versucht, bei einer kleinen Werkstatt im Ort einen Termin zu vereinbaren und unser Trio setzte sich dorthin in Bewegung. Zum vereinbarten Zeitpunkt bei der Adresse angekommen, war der Laden jedoch verweist, die Rollläden zu und irgendwie sah alles mehr nach Siesta, wie nach Servicio aus. Bei zwei weiteren Werkstätten in der Gegend wurden wir freundlich abgewiesen, u.a. weil man so viel Öl (20 Liter für alle 3 zusammen) nicht im Hause hätte. In der letzten Schrauberbude hat man uns jedoch als Hinweis das englisch sprachige lokale Automagazin „Costa Car Trader“ in die Hand gedrückt und da auf einen Teilehändler and der Autobahn nach Alicante verwiesen, der sollte ausreichend Öl am Lager haben.

Wir die Navis neu gepimpt und auf zur nächsten Schrauberei! Die blaue Halle am Rande eines Gewerbegebiets verfügte über ein kleines Ladenlokal mit Theke, einem Lagerraum und am hinteren Ende einem Tor, durch das man eine 4-Säulen Hebebühne und Regale mit etlichen Neureifen sah. Grundsätzlich sah das zwar sehr einfach, jedoch alles in allem für unsere Zwecke perfekt geeignet aus. In einer Ecke der Werkstatt stand ein umfassend zerpflückter Toyota und in ihm fluchte schwitzend ein paffender, muskulöser und umfangreich tätowierter Brite im Qualm seiner eigenen Zigarette vor sich hin. Bereits bei der Begrüßung war klar, hier ist nix spanisch, hier ist alles englisch. Sprachbarrieren gab es also schon mal keine, wobei so Einige, für den vorgenannten Toyota nicht sehr schmeichelhafte Verben, keine detailliere Übersetzung erforderten. Die Blinkanlage sei es, die ihm den Nerv und auch den Schlaf raubten, dazu jedoch später mehr.

 

 


Sowohl der freundliche Allrounder in dem Laden, der wohl immer in Bewegung war und zeitgleich alle Aufgaben vom Thekengeschäft über die Teilebestellungen, der Lagerverwaltung, dem Reifenservice und natürlich auch dem Mechaniker Handwerk übernahm, als auch seine drei nicht ganz so diensteifrigen Kollegen und der qualmende Muskelberg im Toyota sprachen fließend und akzentfrei den Slang der Insel. Da es schon in Richtung Feierabend ging und der Tag im „Repuestos el Descuento“, was so viel bedeutet wie „Teile mit Rabatt“, zu Ende ging, einigte man sich auf einen Termin für den nächsten Tag am Morgen um 10:00 Uhr, nicht ohne jedoch vorher noch die passende Ölsorte und die geeigneten Filter zu identifizieren. Alles war lagernd und auch mit der Menge von 20 Litern hatte der Kollege kein Problem. So zogen wir für diesen Tag erst einmal wieder von Dannen. Nur noch einen kurzen Abstecher zum Strand, ein paar Palmen Bilder geknipst und dann zurück zu Adrians home.


Für das heutige Abendessen hat unser ortskundiger Gastgeber Adrian ein einheimisches Lokal vorgeschlagen und wie bereits an den letzten Tagen gab es bodenständige lokale Kost in reicher Auswahl und großen Mengen und jeder am Tisch war mit dem Tag rundum zufrieden. Eine Fußnote bleibt noch zu vermerken, denn das Ungewöhnlich an diesem Tag war das Wetter. Adrians Eltern hatten uns glaubwürdig versichert, es regne eigentlich nie in Alicante und der letzte Schauer sei schon viele Monate her. Unser Heimweg an dem Abend fand jedenfalls im Regen statt. Entweder waren es die zahlreichen Engländer in dieser Gegend, oder auch unsere irischen Fahrzeuge, die das heimatliche Wetter importierten, jedenfalls regnete es in Alicante.  

 

 

 

 

Selbsterhaltung auf Englisch

 

Auch am Morgen des nächsten, des 11. Tages unserer Reise, waren die Deloreans noch vom Regen nass, doch sind irische Autos im Umgang mit irischem Wetter wohl geübt, selbst wenn es im Süden Spaniens passiert. Pünktlich um 10 Uhr standen wir vor der blauen Halle und die Hebebühne war bereits für uns geräumt. In der rechten Ecke der Halle fluchte immer noch oder schon wieder, hinter dem Toyota kniend, der muskulöse tätowierte Engländer grummelnd vor sich hin und der Berg an Innenverkleidungsteilen erschien heute Früh noch etwas höher wie noch gestern Abend. Alles war für unsere Ölwechsel in Serie vorbereitet und wir zogen einen Service nach dem Anderen durch. Parallel hat unser englischer Werkstattleiter einige seiner Freunde und Bekannten angerufen und die tatsächliche Ankunft der 3 Deloreans bestätigt. Wir konnten nur seinen Teil der Dialoge von den immer wieder ähnlich verlaufenden Telefonate verfolgen: „Yes, they are here. Yes. Three. No, I´m not joking. Ahhh, yes, there was rain in Alicante, unbelievable! Yes, three Deloreans. Yes, yes, in 5 minutes? No problem. See you!”
Etwa zur gleichen Zeit zündete sich der muskulöse, tätowierte, schwitzende und um die Augen etwas aggro wirkende, jedoch nun nicht mehr fluchende Brite aus dem Toyota eine weitere Zigarette an und starrte mit sichtbar pulsierender Halsschlagader stumm und regungslos auf ein schwarzes Bauteil in seinen klodeckelgroßen Händen. Es war keine friedliche Stille, mehr eine, an deren Ende man eine laute Detonation mit Feuer, Blut und herumfliegenden Körperteilen erwartet. Mehr wie Rambo, weniger wie Biene Maja. Nach einem weiteren Glimmstengel hob er schweigend den Kopf und starrte schnurstaks in Richtung Delorean. Wolfgang erinnert sich:

„Er hatte wohl während seiner Odyssee durch die Innereien des Toyotas unsere deutsche Herkunft wahrgenommen und sich nun direkt an mich gewandt. „Made in Germany“. Meinen fragenden Blick erwidernd blickte er mich weiter durchdringend an und sagte noch einmal: „Made in Germany“! Es war unschwer zu erkennen, dass er der Einfachheit halber gleich mal mich persönlich für das Übel der vergangenen Stunden und seinen Misserfolg an dem Toyota verantwortlich machte. Welche nonverbale und körperliche Folgen diese Schlussfolgerung in naher Zukunft für mein Wohlbefinden mit sich bringen würde, wollte ich nicht im Detail erfahren, trat darum die Flucht nach vorne an und bot einfach mal freundlich Hilfe an. Nachdem ein Multimeter ausgepackt und die ersten Messungen erledigt waren, war die Ursache des Übels nach wenigen Minuten gefunden. Ein Übergangswiderstand am Sicherungshalter der nachgerüsteten Anhängerkupplungselektrik hat die Blinkanlage hinten lahm gelegt. Steckkontakte gereinigt, Sicherung durch Neuteil aus dem dwt Teilefundus ersetzt und die Anlage arbeitete wieder einwandfrei.“

Binnen eines halben Wimpernschlags hellte sich das Gesicht des Muskelmannes auf, die Halsschlagader schwellte sichtbar ab, aus Aggro wurde Friendly, der Ruf der deutschen Relaisbauingenieure war wieder hergestellt und auch unser aller Sorge um Wolfgangs Gesundheit verflog. Wie sich im Nachgang herausstellte, gehörte besagter Toyota der Partnerin des tätowierten Muskelbriten und die letzte Nacht war wohl wegen des diagnostischen Misserfolges an der elektrischen Anlage des Wagens nicht ganz so harmonisch verlaufen…

 

 

 


Nach einem Fotoshooting mit all den Besuchern, dem Allrounder und auch unserem neuen besten Freund, dem Muskelmann, vor der blauen Halle von „Repuestos el Descuento“, ging es zurück zu Adrians home und wir nutzten die letzten Stunden vor der Weiterreise für ein paar Runden im Pool und etwas Gequatsche unter der Sonne Alicantes; der Regen war ja nun vorbei. Am Nachmittag verabschiedeten wir uns von Adrian und seinen Leuten und machten uns auf den Weg zum etwa 220 Kilometer entfernten Hafen von Denia. Die Fahrt führte nah am Meer entlang und verlief, bis auf die tollen Bilder und Ausblicke von der Küstenstraße aus, ohne irgendwelche Besonderheiten.
 

 

 

 Denia

 

 

 Am Hafen verlief alles sehr entspannt und professionell und die Wartezeit vor dem Schiff wurde mit viel Geknipse unserer Autos und netten Gesprächen mit Hafenpersonal und einigen Mitreisenden verkürzt. Ein freundlicher, mit BALEARIA Sicherheitskluft bekleideter älterer Herr namens Fernando zeigte uns auf seinem Smartphone voller Stolz Bilder von Edelsportgeschossen wie Ferrari, Lamborghini und Porsche, die im letzten Jahr mit seiner Linie im Rahmen einer Spanienrundfahrt nach Mallorca verschifft wurden. Allerdings räumte er ein den Delorean zwar schon zu kennen, jedoch in seiner langjährigen Laufbahn in der Autofährenbetreuung noch nie zuvor eine DMC12 gesehen zu haben. So konnten wir auch diese Lücke in Fernandos automobiler Lebensgeschichte schließen und nach dem zügigen Verladen aller Fahrzeuge in den Bauch der Fähre SF ALHUCEMAS, was ins Deutsche übersetzt Lavendel  bedeutet.

 

 

 

 


Für diese Fähretappe stand uns Dreien eine geräumige 4-Bett Außenkabine zur Verfügung, doch zuerst galt es das Schiff von vorne nach hinten zu erforschen. Es war schnell klar und unüberhörbar wo der Bär tanzt und wohin die Reise geht. Auf dem Oberdeck am Heck des modernen 154 Meter langen, 24 Meter breit und 20237 Tonnen schweren Schiffs mit Baujahr 2009, war Stimmung angesagt. Spanischer Partysound hämmerten aus übergroßen Lautsprecherboxen und bereits vor Ablegen der Fähre tanzten und groovten zahllose Reisende unter der Sonne Denias zum Rhythmus der Musik. Wir gönnten uns erst mal 2 Bier + 1 Shandy und alles war gut. Resümee zu ziehen über die vergangenen Tage war wegen der mehr auf Ballermann Niveau ausgerichteten Lautstärke der Musik aktuell noch nicht gegeben, doch war das alles irgendwie einfach gut so wie es war. Alles passte und fühlte sich stimmig an. Die Musik, das Wetter, die salzige Luft, die Ausgelassenheit der Leute und dazwischen wir drei Deloreaner. Grinsend, Bier und Shandy schlürfend und mit uns und der Welt um uns herum mehr wie zufrieden. Alles gut.


Alsbald stellte sich die Frage nach Nahrung, denn Deloreanfahrer neigen ja bekanntermaßen nach einem Fußmarsch schnell Hunger zu verspüren und da man auf so einem Schiff ja ständig am rumlaufen ist, konnten wir auch schnell ein kantinenähnlich angelegtes Lokal ausmachen. Das Angebot war überschaubar und als Tagesgericht gab es Paella. Das spanische Pfannengericht aus Reis, Hühnchen, Safran, Seafood, u.s.w. fehlte uns bis dato ohnehin noch auf unserer kulinarischen Entdeckungsreise und so viel die Wahl leicht. Wenn man auch von dieser Art Schiffskantinen keine kulinarischen Wunder erwarten sollte, war das Dinner nahrhaft, schmackhaft und voll okay. Auf dem Oberdeck kam die Party derweilen so richtig auf Touren. Ein Herr in Chippendale Statur und Dress und 2 auftoupierte, in Lack und Leder bekleidete grazilen Damen heizten den Gästen ordentlich ein und so wurde bei heißen Rhythmen quasi zielgruppengerecht und geschlechtsübergreifend jeder und jedem etwas geboten. Die Nacht war noch jung und die Party People voll am Feiern, doch zogen wir es vor den Abend zeitig zu beenden. Unsere Fähre sollte bereits um 4:00Uhr in Palma anlegen und so war die Nacht kurz genug, auch ohne Party.

 

 

 

Erstkontakt mit mallorquinischem Boden.

 


Pünktlich um 3:00Uhr meldete sich Marcos Wecker und wir konnten dem Gepiepe alle erst einmal nicht wirklich viel Positives abgewinnen. Doch beim Blick aus dem Bullauge unserer Kabine waren bereits die Lichter der Baleareninsel zu erkennen und die Müdigkeit wich schlagartig der Aufregung.  JIPPIE! Mit´m Deeeeelooooo, auf Malloooorcaaaaa!!! Nur eine knappe halbe Stunde später starteten wir bereits die Motoren und rollten mit unseren Fahrzeugen durch die Bugklappe auf die Insel. Andre als Erster, dicht gefolgt von Wolfgang und als Schlusslicht der Marco. Somit sind wir mit unserem krassen Trio in Palma angelangt. Etwas müde, doch gewitzt genug um noch eine Runde durch S´Arena, bei uns eher Bekannt unter der kastilischen Bezeichnung El Arenal, zu drehen. Der doch sehr vom Massentourismus geprägte  Ort an der Südküste der Insel, hat morgens um 5 jedoch kaum mehr Interessantes zu bieten. Ein paar wenige „Übriggebliebene“, die augenscheinlich meist unter nicht unerheblichem Einfluss alkoholischer oder vergleichbarer Rauschmittel standen, streiften noch am Strand entlang und selbst nach Verlust der Muttersprache und sonstiger Sinne, reichte es noch um den Daumen hoch zu halten und ein lallendes „DELOREEEEN“ zu brüllen. Marco wurde die Situation jedoch ab dem Moment unheimlich, als in „the night of the living dead“ Manier versucht wurde die Fronthaube seines Delo zu erklimmen und so zogen wir schnell wieder unserer Wege, ohne einen Fuß auf den Boden von El Arenal gesetzt zu haben. Schade eigentlich, denn der Strand in dieser Ecke ist wahrlich richtig schön

So ging die Fahrt weiter durch die Nacht und nach etwa 40 Kilometer und einigen Pfaden und Abzweigungen, die einem Ortsunkundigen eher befremdlich erscheinen mussten, haben wir ein paar Kilometer hinter Felanitx unser Ziel, Björns Finka, erreicht. Es war etwa halb 6 Uhr und somit eine für alle bekannten Aktivitäten auf dieser Insel untypische Uhrzeit. Um halb sechs Uhr morgen gibt es kein Leben und keine Bewegung auf Mallorca. Es ist zu früh für den neuen Tag und der Alte ist in jedem Fall zu ende. In Björns letzter email war zu lesen: „hupt einfach wenn ihr da seid und wenn ich nicht reagiere hupt einfach nochmal.“ Als wir mit unseren insgesamt 18 Zylindern und dem aus sechs 50mm Auspuffrohren grollenden Motorensound die Stille der Nacht durchbrachen und die Mauern des etwa 400 Jahre alten Hauptgebäudes zu beben begannen, war kein Hupen mehr von Nöten. Björn muss aus dem Bett gefallen sein, so schnell gingen im oberen Geschoß die Lichter an und aus dem Inneren des historischen Gebäudes war in unverkennbar allgäuerischem Dialekt ein schlaftrunkenes aber klares „ich komm gleich“ zu vernehmen. Willkommen!

Nach einem kurzen, aber herzlichen Empfang wurden Zimmer und Betten verteilt und unser Gastgeber verabschiedete sich in die wohlverdiente zweite Runde dieser Nacht. Auch wir nutzten die Ruhe auf dem Lande und legten unsere müden Köpfe noch für ein paar Stunden auf die frischen Kissen. Gute Nacht um 6 Uhr Morgens.

 

 


  Good Morning Mallorca!

 

10 Uhr ist mal eine angenehme Zeit um auf der Baleareninsel den Tag zu beginnen. Ohne Termine, ohne feste Pläne, ohne „0700 Wecken, Abfahrt 0800“. Der heutige 12. Tag unserer Tour war der erste völlig unverplante freie Tag ohne Pflichten. Dennoch begann er schon Morgens mit einem Dejavu, denn dieser Tag startete mit Regen. Wie bereits in Alicante ist es uns anscheinend gelungen, mit den irischen Autos das irische Wetter in die sonst so sonnenverwöhnte Region zu bringen und Björn versicherte uns, dass es hier eigentlich nie regnet und auch schon seit Monaten kein Tropfen mehr gefallen sei. Hatten wir das nicht erst in Alicante?  Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein Sommerregen auf Mallorca mehr leichtes warmes nieseln darstellt und die Wassermengen sich doch sehr in Grenzen halten. Wolfgang fuhr trotz Regens in die Stadt um frisches Brot und Frühstückskram zu holen und Andre und Marco bereiteten derweilen vor dem Haus den Frühstückstisch. Am unteren Ende des Hauptgebäudes ist eine wundervoll mit dichten Blättern eingewachsene Metalldachkonstruktion angebaut und in deren Schatten lässt es sich herrlich verweilen. Der massive Holztisch unter dem Blätterdach wirkt, als wäre er vor einhundert Jahren schon dort gestanden und als würde er in einhundert Jahren immer noch genau da stehen. Die gesamte Anlage strahlt eine zeitlose Ruhe aus, die sich unweigerlich auf die Gäste überträgt und so eine sehr entspannte Gesamtstimmung erzeugt. Alles ist im Einklang mit Zeit und Raum und Luft und Erde. Ein schönes Gefühl nach den bewegten vergangenen Tagen. 

 

 

 

Doch juckten Wolfgang schon die Mechanikerhände und in einer kleinen Scheune mit befestigtem Boden wurde mal eben „team-deloman Mallorca“ eröffnet. Erster Job war es, an Björns Golf ein paar Geräuschursachen zu ermitteln und eine Liste über anstehende Arbeiten anzulegen. Es gibt wohl Werkstätten auf Mallorca, doch ist Björn immer viel unterwegs und so ist es für ihn von Nutzen, wenn er seinen Wagen dort mit einem klaren Auftrag abgeben kann. Gesagt, getan, der Volkswagen war gecheckt, die Liste erstellt. Nun kam ein Delo nach dem Anderen an die Reihe. Radlagerspiel geprüft, Räder runter, Gelenke geschmiert, Verschraubungen geprüft, noch alles an seinem Platz? Alles dicht? Flüssigkeitsstände, Schläuche und Schellen, alles so wie es soll, alles so wie es uns gefällt. Einzig die Lenksäulendurchführung an dwt1 löst sich auf, doch wird die Kiste auch so nach Hause fahren.

 


Andre und Marco machten sich während Wolfgangs Schraubereien daran, zusammen mit Björn als Rohstoffbeschaffungsberater, Zutaten und Ingredienzien für zwei feine Abendessen zusammen zu suchen. Andre, der sich ja bereits auf der Voyage en France 2013 einen Namen als Chef de Cousine gemacht hat, plante für einen Abend Fischeintopf und für den nächsten einen Rinderbraten mit seiner legendären Pfeffersoße. Meeresfrüchte gab es vor Ort in reicher frischer Auswahl und dank Björns Kenntnis über die Gepflogenheiten der lokalen Küche, war auch ein Metzger auszumachen, der uns mit einer für zehn Personen ausreichenden Menge an Fleisch versorgen sollte. Dessen Türen waren aktuell verschlossen, doch wollten Andre und Marco später nochmal in Eigenregie im Delo in den Ort fahren um das Fleisch zu holen. Gegen Abend kamen dann noch Björns Freund Hansi aus dessen Allgäuer Heimat nebst Sohn Noah und deren Kumpel Butzi um auch ein paar Tage auf Mallorca zu verbringen. Viele Mäuler waren zu stopfen, für Andre jedoch ein leichtes Spiel.

 

 

 

Er hat an diesem Abend einmal mehr bewiesen, dass er zu Recht unser Mann an Herd und Topf geworden ist und der Abend lief bei Speis und Trank mit netten und launigen Gesprächen über die Nord- Süd- Ostdeutschen Sprachbarrieren hinaus bei wundervoller Musik, die das gesamte Areal um die Gebäude einhüllte, bis weit nach Mitternacht.

 

 

 

 

Ritsch Ratsch Klick!
 

Tag 13 unserer Reise, Mallorca am frühen Sonntagmorgen. Um die Zeit vor 8 Uhr ist kaum jemand auf den Beinen und die Straßen und Wege wirken verweist und einsam. Lediglich ein paar wenige Mietwägen und Touristenbusse fahren über die Ma19 von Felanitx über Campos in Richtung Palma. Und ein Delorean DMC12. Wolfgang möchte Fotos machen und nutzt die frühen Stunden um in Palma de Mallorca, der Inselhauptstadt, ein paar Augenblicke einzufangen. Auch in der Stadt herrscht um diese Uhrzeit noch kaum Bewegung und so finden sich schnell Motive und Hintergründe, die sich lohnen im Bild festgehalten zu werden. Auch in Front des Hard Rock Cafe Mallorca ist noch alles easy und entspannt und da dessen Pforten noch geschlossen sind, gibt es zwar keine T-Shirts für die Mädels, doch ein Bild mit Delo muss schon sein.

 

Palma de Mallorca

 


Der Tag in Felanitx startete heute ohne Regen und versprach so ein warmer Sonnentag zu werden. Frühstück wieder unter dem Schatten spendenden Blätterdach und unser Tagesplan wurde diskutiert. Nachdem Andre und Marco sich am Vortag dank Navi in Felanitx dermaßen in den engen und teilweise durch Baustellen versperrten Gassen festgefahren hatten, war die Fahrlust innerhalb spanischer Ortschaften nur begrenzt gegeben und wir gaben den Plan auf, die Drachenhöhlen bei Portocristo zu besuchen. Somit war unser Plan für heute schnell erstellt und wir wählten die Spitze des Sant Salavador mit seiner tollen Rundumsicht über den Osten der Insel als Ausflugsziel. Parallel hat Elvis, Deloreaner aus dem Schwarzwald und Mercedes G Lenker der letzten Reise, seine Ankunft nebst Partnerin und deren Tochter, auf Mallorca angekündigt. Also erst mal rauf auf den Berg! Vor der Einfahrt auf die teilweise doch recht schmale  Serpentinenstraße  zum Gipfel des 510 Meter hohen Sant Salavador macht es durchaus Sinn, den unten angeschlagenen Busfahrplan zu studieren. Sollte man nämlich einem der regelmäßig bis zum Kloster am äußersten Ende des Berges verkehrenden Linienbussen begegnen, könnte sich daraus recht schnell eine längere Rückwärtsfahrt ergeben.


Kein Bus in Sichtweite, also nix wie rauf auf den Berg. Kurve an Kurve schraubt sich die Straße durch die bewaldeten Hänge und immer wieder kann man zwischen den Bäumen einen Blick auf das tiefblaue Meer erhaschen. Oben angekommen, eröffnet sich ein atemberaubender Blick über einen großen Teil der mallorquinischen Ostküste und die Insel schenkt uns hier einen tiefen Einblick in die Schönheit ihrer Landschaft. Mit Ballermann und eimerweise Sangria hat dieses Mallorca so gar nichts zu tun und wir sind dankbar dafür, diesen wundervollen Teil der Insel mit unseren Delos erfahren und erleben zu dürfen.

 

 

Sant Salvador

 

 



Weiter ging’s in Richtung Calas de Mallorca zu der Adresse die uns Deloreaner Elvis nannte. Nach nur etwa einer halbe Stunde  Fahrt rollten wir unter den staunenden Blicken der Urlauber und Gäste auf den Parkplatz vor dem Hotel und die Fotosession konnte beginnen. Engländer, Franzosen und auch Deutsche hoben die Daumen und es kamen auch wieder lustige Gespräche zu Stande. Eine junge Dame kam auf uns, atemlos und klar erkennbar hyperventilierend, ihre zittrige Hand auf die Brust gepresst du augenscheinlich einem Herzstillstand nahe. Sie deutete auf unsere Autos und gab in leicht stammeligem Englisch Laute wie „Delorean“ „THREE“ „DELOREAN“ von sich, immer wieder unterbrochen von schnellem Atem. Wir waren erst unschlüssig, ob nun eine höfliche Begrüßung oder die Suche nach dem nächst gelegenen Defibrillator Vorrang hatte, haben dann aber zuerst die Begrüßung gewählt. Die Atmung wurde dadurch zwar nicht langsamer, jedoch weitgehend gleichmäßig und nach ein paar Minuten waren ein paar zusammenhängende Wortketten in englischer Sprache hörbar. „My name is Isabella from Poland and my little sister LOVE the Delorean. I know so much about the car, because she allways talk about this.” Wir boten an, ein Foto mit ihr neben oder auch im Delorean zu machen, was die Atemfrequenz wieder umgehend erkennbar ansteigen ließ. Dann gab es Bilder im Delo, vor dem Delo, neben dem Delo, alles für die kleine Schwester. Nachdem Elvis noch auf sich warten ließ, boten wir ihr an, eine Runde gemeinsam im Delorean durch Calas de Mallorca zu drehen. Sie strahlte nun nur noch und auf ging´s, einem um den Block. Nachdem sie es sich auf dem Beifahrersitz von Wolfgangs Proto bequem gemacht hat, kam in fast akzentfreiem Deutsch: „Sind sie aus Deutschland?“  Im Gespräch hat sich dann ergeben, dass die Dame Isabella heißt, als Aupair in Deutschland war und nun deutsche Kinder auf Mallorca betreut. Sie war nur bei dem Anblick der Deloreans so verwirrt, dass sie die erst beste Fremdsprache benutzte und die war eben zufällig Englisch. Die kleine Runde durch den Ort war nach ein paar Minuten zu Ende und Isabella ist selig und zufrieden wieder ihrer Wege gegangen.



3 Delos geteilt durch 6 Personen?

 

Um auch dem Elvis eine Delofahrt auf Mallorca zu ermöglichen und der Kleinen Selenia die Mitfahrt bei einem der drei Worldtour Fahrern zu ersparen, gab Marco seinen Schlüssel ab und Elvis und die Kleine düsten nun mit dwt2 zu uns auf die Finka. Dort angekommen war das Programm schnell erklärt: Andre kocht, die anderen nicht. Das war einfach. Heute stand Braten mit der legendären Pfeffersoße auf dem Plan, dazu noch ein paar Shrimps und mallorquinische Kartoffeln. Die Frage, ob diese Sorte nun tatsächlich mit Schale serviert wird, oder ob der Küchenchef einfach nicht ausreichend willige Kartoffelschälgehilfen fand, konnte an diesem Abend nicht mehr vollständig geklärt werden. Bereits vor dem wieder einmal außerordentlich lecker bereiteten Abendessen hatte Björn zahllose kleine Lampen und Laternen auf dem Gelände mit Kerzen bestückt und die kleinen Flammen setzen allerorts ihre flackernde Akzente, was zu dem hellen Mondlicht am sternenklaren Himmel eine wundervolle Atmosphäre schuf.
Für den späteren Abend war auf dem Dach des Nebengebäudes ein großer Kreis aus orientalischen Teppichen und Kissen bereitet und  inmitten stand ein silbernes, handgehauenes und reich verziertes marokkanisches Teetablett, wobei hier und heute wohl keiner der Anwesenden ernsthaft daran dachte, Tee zu trinken. Auch dieser Abend unter dem unbeschreiblich hellen und klaren Sternenzelt ging bei einer musikalischen Bandbreite von Carl Jenkins über gregorianische Choräle und auch Bach bis hin zu 1001 Nacht bis früh in den Morgen und wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben.

 


 

 

 

 

…still running
 

Am Morgen des 14. Tages unserer Tour war Schluss mit chillen und es hieß „08 Uhr Wecken, 09 Uhr Frühstück, 10 Uhr Abfahrt“. Finca hin, Entspannung her, es galt wieder Fahrt aufzunehmen und in gewohnt zügiger Manier das nächste Ziel des Tages zu erreichen. Alcudia stand auf dem Plan und das Hafengelände war nach einer etwa 2 stündigem Fahrt längs über den Ostteil der Insel zügig erreicht. Noch schnell den Gastank frisch befüllt, Tankstelle mit Palme, alles ganz schön schräg.

 

Alcudia

 

LPG tanken unter Palmen is auch irgendwie schräg...


Am Hafengelände zeitig angekommen standen erst nur wenige Fahrzeuge auf dem ausgeschilderten Autoparkplatz. Direkt vor uns ein älterer Polo mit spanischer Zulassung. Als wir unsere 3 Deloreans hinter dem VW stoppten, stieg daraus ein Mann. Geschätzt so Anfang 30, augenscheinlich Spanier. Er sah uns nur an. Kein Laut, kein Wort, nur der starre Blick und in der Ferne die Schreie der Möwen. Und auch wir waren erst ganz still und starrten nur auf sein T-Shirt. Dort waren Doc Emmet Brown und Marty McFly in bekannter Pose neben einer offenen Delorean Türe abgebildet und in BTTF Schrift stand darunter irgendetwas wie „Regreso“ u.s.w. Wortlos drehte sich der Spanier um und auf dem Rücken des Shirts war das bekannte Bild der abfliegenden, mit Feuerstreifen begleiteten Zeitmaschine zu sehen. „CHRISTIAN“ stand obenauf und so folgerten daraus, dass der Christian der vor uns stand, wohl ein BTTF Fan war. Na wie krass ist dass denn??? Später hat uns Christian erzählt, dass er in der spanischen „Regreso al futuro” Szene aktiv ist und eine Zeit lang auf Mallorca gearbeitet hat. Das Shirt haben Freunde für ihn gemacht. “Regreso a Barcelona” stand vorne drauf, weil er jetzt wieder von Mallorca in seine alte Heimat nach Barcelona umzieht.

 

Christian, ein Back to the Future Fan aus Barcelona staunte nicht schlecht, als hinter seinem Polo 3 DMC12 zum stehen kamen.


Adios Mallorca!

 

 

An Bord angekommen, war auch gleich ein Plätzchen an Deck gefunden und die Schifffahrt konnte beginnen. Die Küste Mallorcas verschwand bald hinter dem Horizont und nur 5 Stunden später war über dem Bug des Schiffes die Silhouette Barcelonas zu erkennen.

 

 

Barcelona

 

 

Das Festland hat uns wieder und weiter geht die wilde Fahrt. Der Verkehr in der spanischen Metropole ist dicht gedrängt und trotz all den lieb gemeinten Empfehlungen und Ratschläge, was man in Barcelona alles sehen sollte und was die Stadt so zu bieten hat, sind wir auf dem direktem Weg raus aus dem Zentrum und ab zu unserem Hotel in Cerdanyola del Vallés, nur wenige Kilometer entfernt. Das im Parc Tecnológic del Valles gelegene und auf den ersten Blick von außen etwas trist wirkende Haus überraschte durch außerordentliche innere Werte. Die Zimmer waren riesig und wohl erst kürzlich auf höchstem Niveau modernisiert und dann war da die täglich gleiche Situation: Delofahrer die nicht fahren kriegen Hunger. Im hinteren Bereich des Hotels lag ein kleines Restaurant, dass auf den ersten Blick an einen leicht überdurchschnittlich ausgestatteten Frühstücksraum erinnerte. War nicht viel los da und wir nahmen den ersten besten Tisch in Beschlag. Und wie könnte es anders sein, wir hatten auch hier wieder das Vergnügen die außerordentlich feinen Gaumenfreuden einer kreativen Küche zu erleben, freundlich serviert und in allen Bereichen genial. Bis hin zum Café Lungo für Andre und Marco und den cremigen Café Con Leche für Wolfgang war auch dieser Abend ein würdiger Abschluss für einen tollen Tag.

 

Tagesziel erneut erreicht!



 

 

 

Adios Espana!
 

 

Tag 15 ist angebrochen und es stehen heute nur etwa 350 Kilometer auf dem Plan. Raus aus Spanien, rein nach Frankreich, Montpellier lautete unser Ziel, dass wir auch planmäßig erreichten. Unsere Bleibe für die kommende Nacht war für die schnelle Durchreise konzipiert und es war wohl eher Zufall, dass der Empfang bei unserer Ankunft gerade besetzt war. Alles war modern und technisch clever so gelöst, dass die Reisenden auch ohne Personalansprache an einem Terminal am Eingang per Kreditkarte eine Übernachtung buchen konnten und der Zugang zu Haus und Zimmer wurde dann über Zahlencodeeingabe geregelt. Kein Schlüssel, keine Chipkarte, alles klappte mit der Zahlenfolge. Auch die Ein- und Ausfahrt auf den am Abend geschlossenen Parkplatz war so geregelt. Das hatten wir so noch nicht, doch funktionierte alles einwandfrei. Hier hat die Zukunft bereits begonnen. Die Zimmer waren voll okay und wenn man jemand vom Hauspersonal begegnete erntete man immer einen freundlichen Gruß. Hinter dem Hotel lag ein großer französischer Elektromarkt und entsprechend dem bekannten „Männer und ihre Spielzeuge“  Prinzip, zog es Andre, das größte Kind unter uns, unweigerlich in diese Richtung. Das Sortiment entsprach in etwa dem was man von vergleichbaren Märkten in der Heimat erwartete und für Wolfgang gab es ein kleines rotes Kamerastativ. Shopping für Jungs! Den in Edelstahl gebürsteten Brotkasten aus dem Angebot des Tages ließen wir dann doch stehen, da die Platzverhältnisse in unseren Autos doch wenig Mobiliar erlaubte.


 

Anthony aus Lyon hat sich zwischendurch per mail nach unserem Befinden erkundigt und die Ernährungssituation in Montpellier abgefragt. In direkter Nähe des Hotels lag ein „Western Grill“ und ein „Poivre Rouge“ Restaurant and Grill. Unsere Wahl fiel auf das Letztere und das war eine gute Entscheidung. Alleine schon das Salat Buffet im „Roter Pfeffer“, suchte seines Gleichen und von Salaten verschiedenster Coleur über eine reiche Auswahl an Meeresfrüchten wie Austern, Lachs und Shrimpcocktail bis hin zu Weinbergschnecken blieben keine Wünsche offen und alleine diese Vorspeisen und Beilagen hätten für eine volle Mahlzeit genügt. Anthony hatte für den Abend wohl keine anderen Pläne und setzte sich mal eben in den Delo um die 300km von Lyon zu uns zu kommen. Klasse Typ!

 

Anthony again! :-)

 

Auch dieser Tag endete mit zufriedenen Gesichtern und edel wohl gefülltem Bauch. Die Grundidee eine reine Delo- und Begegnungstour zu machen wurde im Laufe der Reise heimlich still und lecker durch die Genüsse aus den orts- und landestypischen Küchen um den Faktor „Gourmettour“ erweitert. Auch wenn so nicht geplant, wird dieser Umstand gerne gelebt. Ach ja, als Anthony beim Aufbruch vom Lokal Wolfgangs kleines rotes Kamerastativ sah erzählte er uns, dass er auch so eines besäße und er habe es bei einem Aufenthalt in Deutschland in einem Elektromarkt gekauft. Crazy People everywhere.


 

 

 

Cote d´Azur

 

Am nächsten Morgen genossen wir das Frühstück, daß dem rationellen Charakter des Hotels entsprach. Alles war an seinem Platz. Kaffee, Croissants, Körnersemmeln, es fehlte hier an nichts und wenn auch der Mensch hinter den Kulissen nicht zu sehen war, so beschickten für den Gast unsichtbare fleißige Hände das Buffet von hinten. Wir waren von der Moderne und Unkompliziertheit des Hauses sehr begeistert und die Croissants waren einmal mehr die besten der Reise.


Rein in die Kisten und ab nach Saint Tropez! Das klingt schon mal sehr nach Noblesse, Entspanntheit und dem Blick auf das azurblaue Meer. Wir kannten die Strecke am Wasser entlang bereits von unserer Voyage en France 2013 und verzichteten in diesem Jahr auf die Fahrt direkt entlang der Küste. Unser Weg führte stattdessen durch das reizvolle Landschaftsschutzgebiet „Réserve Naturelle Nationale de la Plaine des Maures“ durch zahllose Kurven in grünen Wäldern und so rollten wir entspannt in Richtung Côté, wie die Gegend im örtlichen Sprachgebrauch kurz genannt wird.


Erster Halt war unser Quartier in Cogolin und nach einer entspannten Pause mit zwei Café Lungo und einem Café au lait an der Hotelbar ging die Weiterfahrt erst nur wenige hundert Meter zum E.Leclerce, einem großen Supermarkt und es galt Proviant, vor allem Wasser, für die Weiterreise zu beschaffen. Auf dem Parkplatz kam es zu den im Laufe der Tour schon zur netten Gewohnheit gewordenen Szenen mit Kameras, Handys und Kindern die sich mehr oder weniger freiwillig neben dem Delorean postierten. Hier war sehr auffällig, dass die Generation Ü30 den Wagen voller Begeisterung mit „Retour vers le futur“  in Verbindung brachte und deren Kids so gar nichts damit anzufangen wussten. Es war lustig, das Strahlen in den Augen der Eltern und die totale Verwirrung und Sinnlosigkeit ob der Fotos in den Gesichtern der Kinder zu erleben.


Der Gang über den Parkplatz und durch den Laden hatte jedoch zur Folge, dass die Systematik der bei Fußmarsch hungrig werdendenen Delofahrer voll eingetreten ist. Neben dem Eingangsbereich des E.Leclerce war eine Brasserie eingerichtet, die jedoch einen verwaisten Eindruck auf uns machte. Ein einziger Angestellter wuselte herum und hantierte an der Theke mit Besteck und Servietten. Auf unsere fragenden Blicke in seine Richtung deutete er an das hintere Ende des Lokals und dort war eine schattige ruhige Terrasse angelegt und die Tische und Stühle mit nur ein paar wenigen einheimischen Gästen besetzt. Der Platz war schön und wir hofften auf irgendeine Kleinigkeit um die knurrenden Delofahrermagen zu besänftigen. „Die Küche habe schon geschlossen, doch könne er uns noch etwas Kleines machen“. Die Kleinigkeiten aus der Küche waren, wie in der Dynamik unserer Tour kaum anders zu erwarten , mal wieder eine Offenbarung an den Gaumen. Neben den perfekt auf den Punkt herausgebackenen gefüllten Crepes hat besonders der Apfelkuchen uns verzückt. „Es tut mir so leid, doch die Maschine ist schon geputzt“ wurde uns auf unseren Wunsch nach Café hin erklärt, wobei der Mann noch anfügte: „doch frag ich mal eben den Chef“. Dieser hat sich gnädig gezeigt und die Maschine gerne nochmal angeworfen. So rundeten zwei Café Lungo und ein Café au lait auch diese Speisefolge stimmig ab und wir waren fit und frisch für Saint Tropez gerüstet.


Die Fahrt in das „romantische Dorf“ gestaltete sich etwas zäh, da in den Sommermonaten zahllose Touristen aus aller Herren Länder die gleiche Straße nehmen um direkt an den Hafen zu gelangen. Zudem ist es uns gelungen, alleine durch die Anwesenheit der 3 Deloreans, nicht unerhebliche Behinderungen auf der sonst zügig fließenden Gegenfahrbahn zu verursachen. Annähernd jedes Auto und jeder Bus der uns entgegenkam verlangsamte das Tempo oder stoppte einfach seine Fahrt, um Fotos von unserem Trio zu machen. Als die Blechlawine das Dorf erreichte wählten wir nach kurzer Rundfahrt durch die Gassen den Parkplatz am Hafen um unsere Kisten abzustellen. Doch war die Fläche dermaßen überfüllt, dass es unwahrscheinlich schien 3 weitere Autos darauf zu parken, geschweige denn irgendwie gemeinsam. Marcos Adleraugen machen jedoch eine Fläche aus, deren Umrisse sehr verblasst und nur noch schwach auf dem heißen Asphalt erkennbar waren, dort fanden unsere 3 Edelstahlvehikel eine Reihe ganz für sich.

 


Der kleine Ort am Meer, der oft als Perle der Côté d Azur bezeichnet wird, hat bei nüchterner Betrachtung eher wenig Perlenartiges zu bieten. Die fast ausschließlich auf Massenabfertigung ausgelegten Lokale, die Läden mit dem üblichen Touristen Tand und Nippes und ein Hafenbecken, dass mit eng gedrängten Booten und Jachten verschiedenster Bauart und Dimension hoffnungslos überfüllt ist, wirkt auf uns, als würde es jeden Moment platzen. „Sehen und gesehen werden“ scheint hier das oberste Gebot zu sein, doch dreht sich diese Spirale nicht immer zu Gunsten des Dorfbildes und dem künstlich hochgehaltenen feinen Image. Wir konnten Saint Tropez zu dieser Jahreszeit nicht wirklich viel abgewinnen und einzig Flucht war hier die Lösung. Zurück auf dem Parkplatz ergab sich dann noch ein Treffen mit Deloreaner Ludovic, der seinen Wagen aus dem benachbarten St. Raphael her lenkte um uns zu begegnen und ein bisschen World Tour Geist zu spüren.
 

 

Zum Ende unseres Saint Tropez Experiments fand sich bei anbrechender Dämmerung noch eine Kiesfläche am Meer und so kamen ein paar hübsche Abschiedsbilder zu Stande. Die Rückfahrt, nun mit 4 Deloreans in einer Reihe, war wieder von zahllosen Daumen-hoch und Handypix begleitet und so ging dieser Tag zwar ohne feudales Abendessen, jedoch alles in allem zufrieden zu Ende.

 

 

 

Eine Stunde Monaco

 

 

In den vergangenen Tagen planten wir mit Paolo aus der Lombardei in Italien ein gemeinsames Treffen und so wurde die Routenführung für heute über Frejus und Monaco nach Turin noch um eine Etappe bis Dalmine bei Bergamo erweitert. Die neue Route stand fest, 570 Kilometer lagen vor uns, also nix wie los. Erstes Ziel war das Fürstentum Monaco. Das nur etwa zwei Quadratkilometer große Principauté liegt wundervoll eingerahmt von den Bergen der französischen Alpen direkt am Mittelmeer und wenn man schon mal in der Gegend ist, ist es geboten auf jeden Fall einmal durch zu fahren. Gesagt getan, wieder ein Land auf der Liste abgehakt und auf dem direkten Wege weiter ins nahegelegene Italien. 

 

 

 

 

Ciao Italia!

 



Die Autobahn führt hier parallel am Meer entlang und zwischen den Tunneln gibt die Landschaft schöne Blicke auf die Buchten und kleinen Dörfer frei, die da unten am Meer liegen. So abschreckend Saint Tropez auch war, so einladend wirkt hier jeder einzelne Ort und wenn der straffe Plan nicht wäre, würden wir wohl der Lust nachgeben und ein paar Tage dort verleben.

So, Schluss mit dem Geträume, wir haben schließlich eine Mission zu erfüllen! Und so düsen wir weiter durch die schöne Gegend um San Remo und kommen dem nächsten Ziel Torino näher. Was verbindet jeder Autoenthusiast mit Turin? Ja, okay, erst mal Fiat, aber dann: GIUGIARO und  ITALDESIGN! Die weltbekannte Designschmiede und deren Gründer und immer noch aktive kreative Kopf Giorgio Giugiaro zeigte sich in den späten 70ern u.a. für das Design des DMC12 verantwortlich. Da aktuell ganz Italien in den Ferien war, erwarteten wir nicht jemand anzutreffen, doch als wir die Fahrzeuge vor dem Tor platzierten, kam aus dem sonst verwaisten Betriebsgelände ein Herr des Weges und stellte sich in deutscher Sprache als Mitarbeiter der Designabteilung vor. Er wurde vor zwei Jahren von der Volkswagen AG, aktuell Eigentümer von Italdesign, nach Turin entsandt und gestaltet Schulter an Schulter mit dem Altmeister Giugiaro die Fahrzeuge der kommenden Generation. So kam es auch hier wieder zu einer netten und freundlichen Begegnung mit einem guten Gespräch.

 

 Torino / Turin

 

 

 

 

Dalmine

 


Nächster Halt: Dalmine. Nach weiteren 180 Kilometer erreichten wir den hübschen kleinen Ort in der Provinz Bergamo und schon wenige Minuten nach unserer Ankunft im Art&Hotel Dalmine kam Paolo durch die Tür. Er hat unsere Fahrt am Bildschirm per Satellitentracking  verfolgt und konnte somit punktgenau sehen, wann wir in seinem Heimatort eingetroffen sind. Für den Abend verabredeten wir uns zur gemeinsamen Fahrt zum Abendessen und für uns war erst mal Wartung der Fahrzeuge angesagt. Andre vermerkte im Logbuch einen zeitweise unrunden Motorlauf und auch Wolfgangs Proto hinkte im Benzinbetrieb mit einem Zylinder. Die tägliche Standard Wartung war schnell und routiniert erledigt, nur für die Unzulänglichkeiten an den zwei Motoren blieb vor dem vereinbarten Treffen erst mal keine Zeit mehr. Doch da wir schon sehr nah am Gardasee waren und somit für den nächsten Tag nur eine kurze Strecke vor uns hatten, verschoben wir die genauere Diagnose auf den kommenden Morgen. Paolo und Giovanni kamen mit ihren D´s pünktlich zum Hotel und die Fahrt durch den Ort konnte beginnen. Unser Mann vor Ort hatte sogar noch eine Wegbeschreibung ausgedruckt um ein Abhanden kommen Einzelner zu verhindern. Das Ziel war ein ruhiger Parkplatz an der Universität von Dalmine und nach einem kurzen Fußmarsch, der Deloreanfahrer bekanntermaßen sehr schnell sehr hungrig macht, hatten wir ein freundliches Lokal an der Piazza Caduti 6 Luglio erreicht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes spielte eine Gruppe im Stil des Buena Vista Social Club kubanische Lieder und einige Besucher tanzten im Kreis der Musikanten. Nun kam wieder die Frage nach der Verpflegung auf und Paolo, als unser Aborigine des Tages, hatte ein paar Empfehlungen am Start. Unter anderem fiel der Name Casoncelli alla Bergamasca und die Erklärung beinhaltete handgemachte mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, eine lokale Spezialität aus Dalmine. Andre und Marco bestellten erst mal Vorspeisen für alle und fanden auf der Karte lecker Pizza. Wolfgang lies sich von Paolo leiten und bestellte die Casoncelli. Alleine schon die Auswahl der Antipasti, hier ganz besonders der Bergamo Schinken oder auch die würzige Salami, brachten einmal mehr die Geschmacksnerven zur Explosion.

 


Feines Essen, nette Menschen, gutes Wetter, Musik und tolle Stimmung und zum Abschluss des Abends wollte es sich Paolo nicht nehmen lassen eine Runde mit uns gemeinsam durch Bergamo zu drehen. Am Parkplatz hatten sich ein paar Einheimische versammelt um Bilder von unseren Autos zu machen und „Ritorno al Futuro“ und der Delorean als „La macchina del tempo“ hat einmal mehr Brücken zwischen den Menschen unterschiedlicher Nationalität geschlagen. Die Stadt Bergamo ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und kann auf eine über 2200 Jahre alte Geschichte zurück blicken. Heute findet man wunderschöne Gebäude verschiedener Epochen und die alte Stadtmauer rundet das Bild stimmig ab. In der Nacht mit 5 Delorean durch Bergamo bedeutet SPASS! Es scheint, als wäre die gesamte Bevölkerung auf den Beinen und das Leben dort eine große Party. Für einen Donnerstagabend war hier echt viel los und wir trugen sicher mit unseren Edelstahlkisten auch noch etwas zur Freude und Belustigung der Ragazza e Ragazzi bei.

Ein toller Tag ging zu Ende und an der Bar gab es noch als Absacker zwei Birra und ein „Miscela di birra e limonata” für uns drei Reisende. Buonanotte!


 

 

 

Endspurt

 

Am Morgen von Tag 18 stellte sich Wolfgang dem vom Vortag übrig gebliebenem Thema Motorlauf, was von Andre und Marco und wohl auch allen anderen Gästen, auf ihrem Weg zum Frühstücksraum, der sich auf gleicher Ebene wie die Parkgarage befand, unschwer akustisch vernehmbar war. Beim Proto war die Ursache in Form einer leicht undichten Einspritzleitung schnell lokalisiert. Problem? Quatsch. Lösung? Logo! Die Leitung war schnell ausgebaut und um ein paar Millimeter gekürzt, um den Kraftstoff wieder zielorientiert in Richtung Düse zu befördern. Da der Proto die meiste Zeit eh mit Flüssiggas betrieben wurde, fiel der Schaden nicht wirklich ins Gewicht war aber hiermit schnell behoben.


An dwt1 stellten sich zwei Zündkabel als unwillig heraus. Der Tausch gegen Kabel aus dem Proto ergab hier zwar wieder einen runden und weichen Lauf, doch hatten wir jetzt einen klaren Fehlbestand an zwei Zündkabeln und die fehlten in unserem gut durchgeplanten Ersatzteilsortiment. Wir hätten uns natürlich mit irgendeinem Kabel und den vorhandenen Steckern etwas bauen können, doch waren wir ja nicht am Ende der Welt, sondern mitten in Europa. Eine kurze Rückfrage an der Rezeption ergab die Wegbeschreibung zu einer kleinen Werkstatt in Dalmine, nur etwa einen Kilometer entfernt. Also mit dwt1 ab in die genannte Richtung und zu unserer Linken war die Werkstatt schnell ausgemacht. Die Kollegen in der kleinen Schrauberbude arbeiteten vorwiegend an Motorrädern italienischer Produktion und als wir mit zwei Zündkabeln in der Hand aus dem Delorean stiegen, was das wohl erst einmal ein seltsamer Anblick. Ein Mechaniker kam nach einer Schrecksekunde auf uns zu und Wolfgang konnte ihm mit wenigen Worten und ein paar Gesten den aktuellem Zündkabelbedarf verdeutlichen. Wir wurden in den hintern Bereich des Ladens geführt, der als Lager genutzt wurde und in dessen Regalen in Reih und Glied sauber geordnet zahllose Plastikwannen standen. Die Wannen waren nicht beschriftet, doch bereits in der Zweiten fand sich ein Haufen Zündkabel, bunt durcheinander und von allem etwas dabei. Das war genau das, was wir erhofften und so fanden sich zwei geeignete Leitungen, die dem Delo wieder vom Vier- zum Sechszylinder machen sollten. So war nun auch diese Hürde genommen und die wilde Fahrt konnte weiter gehen. Nächster Halt: Brestia, Museo Mille Miglia.

 

Brestia

 

 

Wolfgang war das Museo Mille Miglia bereits von einer Delotour in 2011 zum Anlass des 30-jährigen Bestehens der Marke bekannt und der Aufenthalt damals machte Lust auf eine Wiederholung. Nach einer guten halben Stunde Fahrt kamen wir am Museumsgelände an und vor dem großen roten Einfahrtstor machte auf dem Inneren eines Kreisverkehrs ein stilisierter Vorkriegsrennwagen unmissverständlich klar: Hier wurde Rennsportgeschichte geschrieben!

Durch das Tor führte der Weg zwischen über tausend Jahre alten Mauern und neuzeitlichen Sponsoreninformationen vorbei in das Innere der Anlage, wo um diese Zeit kaum Betrieb herrschte. Unsere Autos fanden unmittelbar neben dem Eingang Platz und es herrschte entspannte Ruhe innerhalb dem historischen Gebäude, dem ehemaligen Kloster Santa Eufemia della Fonte. Das Museum feiert in diesem Jahr sein 10 jähriges Bestehen und zeigt neben immer wieder neu sortierten Rennautos und sonstigen zeitgenössischen Fahrzeugen auch Teile aus dem verschollen geglaubten und dann doch plötzlich wieder entdeckten historischen Archiv der MILLE MIGLIA. Das „härteste Autorennen der Welt“ fand in den Jahren von 1927 bis 1957 statt und somit in der Zeit, als das Automobil vom exklusiven Spielzeug einiger Weniger zum Massen- und Serienprodukt für Viele avancierte. Das Haus hat sich in den letzten 3 Jahren nicht grundlegend verändert, doch ist mindestens die Hälfte der Exponate ausgetauscht. Somit bleibt es immer spannend einen Blick hinein zu werfen um wieder neue alte Rennboliden zu sehen.

 

 


Das Wetter war uns weiter wohl gesonnen, der Gardasee zum greifen nah und wir entschlossen uns zu einer Seeüberquerung mit der Fähre. Von Maderno auf der Westseite des Lago di Garda ging die Seefahrt nach Torri del Benaco und weiter dann, immer am See entlang, hinauf bis Porto di Brenzone, nicht ohne zwischendurch ein paar See+Delo Bilder zu machen. So erreichte unser Trio am frühen Nachmittag das geplante Tagesziel. Am Hotel angekommen verstauten wir die Delos in der mit einer etwas spektakulär steilen und holprigen Zufahrtsstraße angelegte Parkgarage und Erinnerungen an die letzten Italien Delotouren von 2007 und 2011 wurden wieder wach. Die Tage sind so rasend schnell verflogen, wohin ist nur die Zeit? Unser aktueller Trip ging nun deutlich in die Zielgerade und wir hatten noch einen letzten Abend zu verleben. Ortskundig wie wir sind, wählten wir das Lokal im Hotel Netuno, dass schon einmal für unseren Aufenthalt zu Kost und Logis bereit stand und konnten da einen Tisch in vorderster Front zum ruhig daliegenden See erwischen. Lago, Sole, Calore, Antipasti, Pizza, Pasta, Insalate, Vino Bianco, tolle Leute, alles Zutaten für einen genialen letzten Abend und wir konnten diese Komposition mit Blick über den See und den Sonnenuntergang über den gegenüberliegenden Bergen erleben. Das Leben ist schön!

 

 

 

 


Heute war der 19. und letzte Tag unserer krassen Reise. Draußen dunkle Wolken, Regen und ein starker Wind blies von Norden kalte Luft über den See. Das Wasser lag heute nicht mehr ruhig, sondern wirkte wild und ungezähmt. Doch war erst mal Frühstück angesagt und da übertraf das Team vom San Vito alle Erwartungen. Alles frisch, alles fein, selbst gebackener Kuchen, Obst hübsch angerichtet, Schinken, Käse aus der Region und ein Kaffee wie er nur aus Italien kommen kann. Ein perfekter Start in einen perfekten Tag! Wenn auch das Ende der Reise nahte, so hatten wir trotzdem auch für heute noch Programm und es gab Ziele, die es zu erreichen galt. Den ursprünglichen Plan, die Heimfahrt über München zu machen, haben wir zu Gunsten der landschaftlich reizvollen Strecke Reutte-Fernpass und einer Tasse Kaffee bei Freunden von Andre in Schwangau geändert. Die Fahrt ging los und heute war uns der Wettergott nicht ganz so wohl gesonnen, wie in den vergangenen 18 Tagen, oder ist es der Himmel der weinte, weil für die Reise nun das Ende nahte?  Im Detail ist das im Nachhinein schwer heraus zu finden, doch benutzte Wolfgang, trotz wasserdichter Kamera und keiner bekannten Scheu vor Regen, erstmals zum Fotografieren einen Regenschirm. Denn das Motiv mit den 3 Delos an einer kleinen Landzunge am See wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen, egal ob Regen, Sturm oder Sonnenschein.

 

Adieu Gardasee!


Die Fahrt verlief, bis auf die auch in Italien häufig auftretenden Daumen-hoch Triaden und Handyfotomachern, weitgehen ereignislos und der Weg führte uns in Richtung D. Irgendwo in der Republik Österreich hat der Himmel ausgeweint und bei Einfahrt in den Fernpass spitzelte wieder die Sonne zwischen den Wolken und versprach eine schöne Heimreise. Durch den Lermooser Tunnel konnte der Verkehr nur auf einer Fahrbahn und so kam es zu einer längeren Verzögerung, wobei es wirklich schlechtere Gegenden  gibt um im Stau zu stehen. Die Landschaft und Umgebung am Fernpass ist einfach traumhaft schön und da macht die Fahrt auch bei Schrittgeschwindigkeit noch Freude. In Schwangau angekommen gab es lecker Kaffee und Kuchen und nach dem kurzen Aufenthalt im schönen Allgäu und ein paar netten Gesprächen mit Freunden unserer Gastgeber vor deren Haus starteten wir ein letztes Mal die Motoren um die finalen 130km zurück zu legen. Die letzte Strecke war im Vergleich zu den zurückliegenden Distanzen nur ein Katzensprung, doch waren auch diese Kilometer wichtig um die Reise rund zu machen.

 

Die Rückfahrt über den Fernpass gehörte landschaftlich zu den großen Highlights dieser Reise.

 

Schloß Neuschwanstein                                                Schloß Hohenschwangau   

 


Gegen 19:00Uhr trafen wir in Ecknach ein und die Viaja a Espana war offiziell zu Ende. Das war sie nun, die Viaja a Espana und es waren unglaublich ereignisreiche knapp 7000 Kilometer in 19 Tagen und der Erfolg der Tour und die zahllosen positiven Begegnungen und Erlebnisse lassen uns bereits an der nächsten Reise basteln…

 

 

 

Fazit: was´ne GEILE TOUR! 

 

 

 


Vorschau:

Schweiz / Frankreich / Spanien / Portugal / Gibraltar / Monaco / Italien / Österreich

05.08.2014 bis 23.08.2014 (19 Tage): 7200km

LIVE: Verfolgung der Tour in Echtzeit

 

-Delo-Stüberl

...

Schweiz

-Zürich

-Luzern

-Bern


Frankreich

-Lyon

-Bordeaux


Spanien 

-Bilbao

-Santander

-Betanzos

-Santiago de Compostela

-...

-Vigo


Portugal

Die Reiseroute "Portugal" wurde von Roland aus Waldbronn gewählt. Er hat zusammen mit seiner Familie eine lange Zeit im Land verbracht und pflegt bis heute gute Kontakte zu lieb gewonnenen Menschen. Roland wird uns begleiten, seine Freunde freuen sich auf unser Kommen und wir werden alle gemeinsam ein paar ereignisreiche Tage erleben.

Für Portugal sind 4 Reisetage vorgesehen.

 

Folgende Orte werden auf unserer Route liegen:

 

-Tui (Spain)

-Porto

-Aveiro

 

-Cruz Alta (Parque Nacional do Bucaco)

-Figuera da Foz

-Batalha

-Obidos

 

-Estoril

-Lisboa

 

-Sagres

-Lagos

-Marina de Vilamoura

-Faro

 

-Castro Marim


Spanien

-Sevilla

-Malaga

-Almeria

-Cartagena

-Alicante (zu Besuch bei Carmen und Adrian)

-Palma de Mallorca

-Felanitx (zu Besuch bei Björn)

-Barcelona


Frankreich

-Narbonne

-Nimes

-Aix-en-Provence


Monaco

-Monte Carlo


Italien

-Turin

-Mailand

-Verona

-Porto di Brenzone

-Trento


Österreich

-Innsbruck

-Kufstein


Deutschland

-Prien am Chiemsee

-München

-Delo-Stüberl